Wir sind aufgeregt! Fast zeitgleich mit dem Wecker stehen wir auf. Warm anziehen, raus um das Wetter kurz zu checken und dann das Herumliegende noch kurz verstauen. GPS und PC anwerfen damit ich die Ausfahrt aus Grado “preiche”, den Weg finde und in Venedig beim richtige Port hineinfahre. Alle Instrumente einschalten und den Motor anwerfen. Fender hoch, Gangway festzurren, Leinen los und schon geht’s ab. Es ist nicht tief in der Marina und mit der Ebbe noch weniger. Beim herausfahren lese ich ganz kurz 1.60 Meter auf dem Echolot ab. Mit allen Messfehlern hätten wir genau hoch 2 cm Platz zwischen Kiel und dem Grund!! Wow dass war aber sehr, sehr knapp. Ohne Probleme erreichen wir das offene Meer und segeln mit Kurs 246 Grad in Richtung Venedig. Gerade dem schönen Wetter entgegen.

Kurs Venedig

Grado war eine wunder -, wunderschöne Stadt. Nicht zu viele Leute, super Restaurants und eine traumhafte Promenade, die wir jeden Tag benutzt haben. Irgendwie schade. Aber auf der anderen Seite ist es wahnsinnig schön nach vier Tagen, wieder an einen neuen unbekannten Ort entgegen zu segeln und dann ist es erst noch Venedig. So ganz wie im letzten James Bond Film.

Kalt ist es aber immer noch. Nur ein Grad wärmer als gestern, aber immerhin. Auf jeden Fall hat sich Gaby warm angezogen.

Schön warm angezogen

Anfangs mit etwas Wind und nach der Hälfte nur mit dem Motor gurken wir nach Westen. Nach ca. acht Stunden erreichen wir die erste Fahrwassertonne in die Stadt. Man sieht alles, nur den Porto di Lido wird erst ganz nah sichtbar.

Da ist sie endlich, die erste Tonne

Wir sind ganz aufgeregt! Damit ich nicht immer nach unten muss um die “Wegweiser” zu suchen, drücke ich Gaby die Wasserstrassekarte in die Hand.

Gaby sucht, zeigt den Weg

Eigentlich habe ich den ganzen Weg im Kopf, aber sicher ist sicher, denn es ist nicht sehr tief hier. Auch die Einfahrt in die Marina kenne ich aus den Büchern sehr gut und sollte leicht zu finden sein. Aber eben, Wasserstrassen ist halt was total neues für uns! Jetzt müsste aber die Marina mit den hohen Lichtmasten endlich auftauchen. Ja, hier, hier ist sie endlich. Sant’Elena kommt in Sicht!

Unsere Marina kommt, Sant'Elena

Wir fahren mitten in die Marina und warten auf den Mariniero. Nach fünf Minuten kommt er mit dem Boot, begrüsst uns, fragt nach der Breite und zischt wieder los. Kurz darauf winkt er uns zu einer freien Box. Etwas eng, aber die sollte trotzdem passen. Leider vergesse ich vor lauter Aufregung die Fender wieder aufs Boot zu zeihen, bevor wir in die Box einfahren. Aber zag und bums sind wir drin! Zuerst vorne Belegen. Der Marinerio ruft nur: “John Wayne! John Wayne!” Ich versuche alles und nocheinmal, nur treffe ich einfach nicht. Habe ich noch nie gemacht! An Backboard habe ich fest gemacht, aber wie komme ich jetzt wieder nach Steuerboard? Nach dem fünften Versuch habe ich es draussen. Ganz einfach! Vor lauter Üben vergessen alle das Heck und wir prallen fast in den Steg. Keine fünf Minuten und wir sitzen schon beim Anleger! Jetzt können es kaum glauben, wir sind endlich in Venedig angekommen und das ganz ohne Problem. Warum auch!?

Alleine in eine Box zu fahren ist schon das höchste der Gefühle das momentan möglich ist. Wenn man aber die Marina und die Boxen kennt, ist auch das absolut kein Problem.

Das ist nun unser Zuhause für die nächsten drei Tage.

Marina Sant'Elena

Kurz umziehen und schon sind wir unterwegs zum Piazza San Marco. Dieser Hafen ist wirklich genial. Ohne ein Vaporetti (Wassertram) können wir direkt ins Zentrum laufen. Es hat nur ein paar (tausend) Brücken und mit dem Rollstuhl habe ich nach 100 aufgehört mit Zählen. Es ging etwa so vor sich, 50 Meter laufen, Brücke (ca. 40 Stufen), 50 Meter laufen, Brücke (ca. 40 Stufen) etc. und das durch die ganze Stadt! Aber wenn wir schon Maccu Pichu erfolgreich erklommen haben, werden wir wohl auch Venedig schaffen. 😉

Wir werden total überrannt von Eindrücken. Es ist einfach zu gewaltig! Diese Stadt im Wasser mit Millionen von Touristen. Am San Marco vorbei gehen wir schon bald ins nächste Restaurant. Wir haben ja den ganzen Tag nicht grossartig gegessen und haben grossen Hunger. Gut haben wir gegessen, aber zu was für einem Preis. Zürich ist ein “Saich” dagegen. Über die zig Brücken geht’s zurück zum ruhigen Osten der Stadt, unserem Sant’Elena.

Weisch wie schön
Dieser Turm!

Todmüde fallen wir Bett und können es immer noch nicht richtig fassen, wir sind in Venedig angekommen.

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