Haben wir alles? Wir sind mit null Gepäck, also nur Handgepäck, zurück gereist und jetzt sind wir bei fast drei Taschen. Geht ja gar nicht. So stauen, murksen wir alles in zweit grosse Seesäcke. Das Gewicht? Alles im Grünen, unter 23 Kg. Fertig und bereit für die Fahrt zum Flughafen in Zürich. Es ist der 28. Juni und wir verlassen schon wieder die heisse Schweiz. He, wir sind ja noch gar nicht bereit! Trotzdem froh zurück zur Ulalena zu reisen. Die Zeit hier war sehr, sehr intensiv und extrem schön. Einchecken ist ein Kinderspiel, doch bezahlen müssen wir das Gepäck doch. Nicht inbegriffen. Tschau unsere Lieben und danke dass ihr für die Verabschiedung die Zeit genommen habt. Schon wieder Verspätung, doch haben wir diesmal in Philly genügend Zeit zum Umsteigen und erreichen den Flug nach West Palm Beach ohne Probleme. Pünktlich um Mitternacht, Ortszeit, schnappen wir unsere letzte Tasche vom Förderband und gehen nach draussen zum Taxistand. Einen Uber wird bestellt und sogar um diese Zeit bringt er uns für einen Bruchteil der Kosten in die Marina. Unsere “nackte” Büchse ist immer noch am gleichen Platz und scheinbar unberührt. Schnell ist die Tür auf und alles Gepäck unter Dach und Fach. Das Bett ist im Nu angezogen, die Luken offen und …. gute Nacht. Einmal muss ich kurz auf, es regnet leicht.
Am nächsten Morgen bauen wir schnell das Bimini und den Sonnenschutz auf. Es ist ganz schön warm hier. Auch hier, in der Schweiz war es ja eine ungewohnte Hitze, hier der Normalfall. Alles in Ordnung.
Es steht Regen auf dem Program. Nichts wie los. Wollen wir doch Heute Samstag noch die wichtigsten Lebensmittel einkaufen. Unser Nachbar muss auch gerade was posten und nimmt uns netterweise mit zum Walmart. Genial. So posten wir natürlich mal wieder viel zu viel, steht doch alles auf der Liste, die wir auf dem Boot vergessen haben 😉 Zurück ist der Regen zwar noch da und wir zwängen uns ins Boot, zuerst gönnen wir uns aber noch einen kleinen Zwipf, bis das Nass etwas nachgelassen hat. Besten Dank du netter Nachbar und starten das grosse Aufräumen. Die Bugkoje ist als erstes dran. Wir sind schon fast fertig und das bereits am ersten Tag. Passt doch. Aber etwas Grosses, Wichtiges fehlt. Unsere Routenplanung. Die ganzen, unzähligen Brücken haben wir noch nicht im Griff. Keinen Ahnung wie wir die alle aufbringen 😉 Den dicken, fetten Waterway Guide wollten wir nicht in die Schweiz schleppen. Heute Sonntag ist genau der Richtige Zeitpunk in unserem Rafiki Tiki die Planung in Angriff zu nehmen. In der Theorie haben wir es ganz schnell zusammen. Auch die Tide, Wasserhöhe und die Distanz ist schnell auf dem Zettel. Wie es aber in der Praxis aussieht werden wir Morgen herausfinden. Wir schauen noch kurz den Rockern zu und verschwinden dann zurück auf der Ulalena für die Letzten Arbeiten.
Der Motor ist am Laufen, also alles in Ordnung und die leeren Wasserflaschen sind das letzte, was noch zu tun ist.
Halt, die Batterien sollten wir noch kurz nach dem Wasserstand “fragen”. Perfekt. Ready. Die Marina ist abgemeldet und wir verabschieden uns. Eine dringend nötige Dusche mache ich auch noch, trotz des drohenden Regens.
In der Beiz schauen wir uns nochmal alles an, haben wir wirklich nichts vergessen? Was wichtiges? Nö, alles gemacht, was für die Abfahrt morgen zu tun ist. Ein letztes Mal setzten wir uns in die Beiz und lassen uns verwöhnen. Fein.
Der Jetleg ist immer noch voll am wirken und drängt uns früh ins Bett. Träumen von den sieben Brücken, die wir Morgen alle bewältigen müssen 😉 Schlafen? Ja schon, sind aber schon zeitig wach. Um viertel nach Sieben ist schon alles bereit zum Auslaufen. Der Motor läuft und die Leinen sind los. Gaby an ihrem Platz und ab geht’s.
Jee, wir sind wieder unterwegs. Super und der erste Gegner, also die Blue Heron Brücke auch schon ziemlich nahe. Zum Glück ist sie fix, also genug hoch für unseren Mast. Der Standart ist mehr als genug für uns, 19,8 Meter.
Etwas Strömung haben wir hier auf dem Lake Worth schon, doch wir sind sehr pünktlich bei der nächsten Brücke. Die Parker macht genau um acht Uhr auf. Aber wie weiss er, wer kommt? Wird die Brücke einfach geöffnet?
Noch eine Meile bis dahin. Nichts passiert. Ich frage mal über VHF Kanal 9 nach. Hmm, ihr seid spät, aber ich mache euch trotzdem kurz auf. Perfekt, Danke. Schon bewegen sich die Fahrbahnen und machen den Weg frei für unseren Mast.
Also so macht man das! Wir sind so früh dran, dass wir noch niemand auf dem Funk hören und demzufolge nicht wissen, wie man sich verhält. Aber jetzt ist alles klar. Eine Meile vor der Brücke einfach kurz anfragen und bestätigen, dass man zur richtigen Zeit, wenn die Brücke geplant öffnet, da ist. Momentan einfach zu viel zum Schauen, Denken und Nachlesen. Aber wir bekommen das immer besser in den Griff. Dazu haben wir sogar Zeit uns die kleinen, teuren Häuser am Wasserrand anzusehen.
Gewaltig was hier für teure Dinger stehen. Die meisten momentan leer. Was hier in der Saison, von Dezember bis Februar, los ist, können wir nur erahnen. Jetzt geniessen wir die Sicht auf den schönen Kanal mit endlos vielen Häusern. Da kommt schon die nächste Brücke. Anmelden. Okay, wir machen zur Zeit auf. Wenn wir durch sind, bedanken wir uns höflich. Schon verrückt wie wir einen vierspurige Autobahn kurz stoppen können.
Der Puls wird immer ruhiger. Auch als wir mit noch mehr Strömung und noch mehr Brücken in kurzer Folgen “kämpfen” müssen. Der Jupiter Inlet wird dann zwar nochmals zur Knacknuss. Zuerst die volle Tidenströmung von hinten, abbiegen und volle Kanne gegenan. Dazu ein wunderschöner Leuchtturm zu bewundern.
Geschafft. Wir sind durch. Der letzte Teil für Heute, der Indian River, ist hinter uns. Oder besser die Strömung bessert sich.
Ich mag nicht mehr. Zu wenig Schlaf und hier am geplanten Ort hat es wirklich einen schönen Ankerplatz. Der Hobe Sound ist wirklich ideal. Es ist zwar erst halb eins als wir die Kette ins nur knapp über zwei Meter tiefe Wasser rauslassen, aber wir sind überglücklich, die Strecke geschafft zu haben. Pause.
Essen, schlafen und alles kurz kontrollieren. Dazu den nächsten Tag planen. Brücken, Tide und natürlich das Wetter. Alles passt. Einen kurzen Schwumm ist auch noch nötig, um den voller Muscheln strotzende Propeller zu reinigen. Dazu den Motoreinlass und den ganzen Rumpf. Das Wasser, so was von heiss und so ganz und gar nicht abkühlend. Zum Znacht hauen wir ein paar Härdöpfel in die Pfanne und geniessen die Gschwelti mit feinem Käse. Schön, wirklich schön wieder unterwegs zu sein. Mal was ganz, ganz anderes so ganz ohne Wellen, aber wirklich genial auf diesem ICW (Intracoastal Waterway)!