Es ist Freitag, der 17. Mai um halb Zwei, als wir die Kette einholen und den Anker am Bugbeschlag fest zurren. Alles bereit zum Auslaufen und für die lange Nacht auf der Great Bahama Bank. Der Wind ist fantastisch, das heisst aber auch, hart Kämpfen, bis wir die schützenden Bucht verlassen können. Die Wellen türmen sich auf und der Wind träg dazu bei, das wir nur ganz, ganz langsam von der nördlichen Bucht von Andros, Mogans Bluff, rauskommen.
Endlich sind wir weit genug vom Riff entfernt und können die Segel setzen. Etwas Genua reicht schon um uns ins tiefe Wasser zu ziehen. Geschafft. Das Gross setzten wir auch noch und so ziehen wir mit Hilfe von Pitsch entlang des Riffes zur Einfahrt zum Northwest Channel. Geniales Segeln in Richtung Norden. Der Wind ist einfach fantastisch. Wir geniessen die Fahrt voll und ganz und zielen aber immer mal wieder zum Eingang hinauf. Was finden wir dort? Ein Marker? Tonnen? Wir lassen uns überraschen. Dann um Fünf ist es soweit. Wir sehen den “Pfosten” mit Fahne und können endlich abdrehen.
Es geht alles viel zu schnell. Die Wassertiefe geht von Unendlich, also laut der Logge, auf gerade mal drei Meter, dann beruhigt sich per sofort auch die See, also keine Wellen mehr und dazu sollte ich noch die Segel neu einstellen, haben wir doch vom Nordkurs auf Westkurs gedreht. Dazu, aber das merken wir erst später, stellt der Wind fast ab. Gerade mal neun Konten. Wir brauchen eine Weile, bis alles wieder sitzt und wir uns auf das niedrige Wasser eingestellt haben. Eigentlich, wunderschön. Fast wie auf der Autobahn zieht sich das Fahrwasser dahin. Gefährlich? Glauben wir nicht, nur dass in der Nacht eventuell ein “Gegner” auftauchen könnte, also uns entgegenkommt. Die Stimmung ist einmalig.
Und noch eine Anpassung, ich baume die Genua aus. Schon viele besser. Von der Zeit her liegen wir voll auf Kurs und können so gemütlich vor uns her gurken. Zum Znacht essen wir feinen Jogurt mit den letzten Heubeeren und etwas Honig. Yammi. Gaby legt sich schlafen und ich geniesse die untergehende Sonne.
Schlafen? Davon kann keine Spur sein. Gaby “chrösed” schön vor sich hin und ich passe auf, dass wir nicht vom Fahrwasser abkommen. Viel ist nicht los und auch die Tiefe ist immer mehr als genug für uns. Dann ein Licht. Sehr ungewohnt von vorne. Kennen wir überhaupt nicht und so luge ich fast alle fünf Minuten mit dem Feldstecher über den Bug. Aber alles kein Problem. Der Trawler kreuzt uns mit genügend Abstand und so legen ich mich wieder für eine kurz Weile hin. Wieder ein Licht. Nur Weiss! Keine Positionslichter, also nichts Grünes oder Rotes. Komisch und das mitten auf der Autobahn. Ich werde stutzig und vor lauter rumhampeln wecke ich Gaby, was ist? Da ist ein weisses Licht auf der Autobahn, sage ich ihr nur. Als wir dann kurz davor sind, erkenne ich ein Segelschiff. Es ist ein Ankerlicht! Wow, da hat einer wirklich den Nerv, hier mitten auf dem Fahrwasser zu ankern. Verrückte Welt.
Es sind nur noch ein paar Meilen bis zu unserm nächsten Ankerplatz der ganz in der Nähe von Cat Cay liegt. Die Sonne geht schon bald auf und somit liegen wir Super im Zeitplan. Nur noch etwas Shifting Sand umfahren, dann sehen wir die Durchfahrt zwischen Cat und Gun Cay.
Wir sind Super erleichtert, diese Passage “gefunden” zu haben. Dazu keine Probleme mit Wetter und anderen Ankerliegern. Der Wind war zwar nicht so ideal, hat uns aber dennoch wacker geschoben. Ich bin hundemüde, als wir dem schönen Leuchtturm auf Gun Cay ziemlich nahe kommen. Was für ein Bild!
Kaum um die Felsen rum, ruhe. So hangeln wir uns Gun Gay gegen Norden hoch und kurz vor der wunderschönen Honeymoon Bay lasse ich den Anker runter. Vier Meter sollte reichen, dazu 40 Meter Kette. Ich bin geschafft. Gaby ist zwar auch nicht mehr ganz frisch, hat aber bei den guten Bedingungen herrlich geschlafen. Es ist halb Acht. Toilette, waschen und vor allem Essen. “En Guete”
Etwas unwirklich schauen wir in Richtung Westen. Nur mal gerade 30 Meilen sind es von hier bis nach Miami! Wow, wir sind fast da. Brauche aber eine grosse Pause und vor allem, sollten wir Morgen, erst Morgen, ausklarieren. Dazu müssen wir ein paar Meilen in den Norden nach Bimini, oder besser gesagt nach Alice Town. Die Bucht füllt sich immer mehr. Ja jetzt merken wir die Nähe zum Festland ganz deutlich. Dazu ein Gewitter. Zeiht es an uns vorbei oder sind wir mitten drin?
Schwein gehabt, es zieht weiter westlich an uns vorbei. So können wir weiterschlafen. Bis der Lärm in der nahe Bucht immer mehr wird. Musik, vollgas, ist gar nicht schlecht, aber definitiv zu laut.
Wir sollten noch ein Telefon machen. Der Empfang ist sehr gut, volle 3G, und so hängen wir uns mit den letzten Tagen des Abos ins Netz. Alles bestens zu Hause und so machen wir uns an den Znacht. Feine Tortellini und dazu ein feiner Tomatensalat. Mehr brauchen wir wirklich nicht.
Am nächsten Morgen, wir sollten eigentlich wegen der Tide schon zeitig los, schlafen aber noch etwas länger. Um halb Zehn sollten wir dann aber doch, sonst ist die Einfahrt zu den Stegen etwas niedrig. Die Genua zeiht uns nach Norden. Herrlich, einfach herrlich.
Das Fahrwasser nach Alice Town, dem Hauptort von Nord-Bimini ist schnell gefunden.
Leider sind wir wirklich spät dran, viel zu spät. Die Strömung kommt uns wacker entgegen. Es dauert etwas, bis wir endlich die erste Marina querab haben.
Laut dem Hafenführer haben wir uns für die dritte Marina entschieden, aber jetzt sehen wir uns die Erste an und entscheiden spontan, mal anzufragen. Brown’s Marina, this is Ulalena, starten wir unseren Aufruf auf VHF. Prompt erhalten wir Antwort mit der Bestätigung eines freien Platzes. Cool, Super cool. Wir kommen. Es ist zwar die Nummer Eins, das wir als Parkplatz erhalten, aber er gibt uns zu verstehen, dass es sicher genug tief ist. Wir wagen es trotz der zur Zeit nur gerade mal 2.30 Meter. Mit der Strömung ist es schon ein bisschen ein Gezwänge bis wir endlich am Steg sind. Fest. Glücklich. Er begrüsst uns und fragt gleich nach dem Ein/Ausklarieren. Braucht ihr Formulare? Ja gerne. Fünf Minuten später sitzen wir am Tisch und füllen die unzähligen Teiler aus. Trotz des Sonntags, wollen wir schon Heute zu den Behörden, die sollen alle offen haben. Fertig, los geht’s. Wir finden die Customs und fragen nach dem Prozedere. Ausklarieren? Da müsst ihr nur die Zettel im Pass abgeben, die ihr bei der Einreise zu den Bahamas erhalten habt. Echt, mehr nicht. Nö, Danke. Aber der Hafenmeister kann das auch machen. Wir können es nicht glauben und steuern zur Immigration. Pässe auf, Zettel raus und abgeben. Tatsächlich! Alle Formulare also vergebens ausgefüllt und von einer Bezahlung ist schon gar keine Rede. So stehen wir fünf Minuten später ausklariert wieder auf der Strasse. Fantastisch.
Hinter dem Haus steht noch ein gewaltig schönes Feuerwehrauto. Diese Bemalung ist einfach umwerfend.
Beim Big Game Resti oder besser der nahen Bar, genehmigen wir uns ein feines, kühles Bier. Gaby mit dem obligaten Icetea. Bezahlen müssen wir nur das Bier. Der Barkeeper hat so viel Freude an Gaby 😉
Wir schlendern zurück zur Marina und bestaunen noch die Häuser, Museen und vor allem die Info-Tafeln von der Geschichte der kleinen Insel. War ja ein berühmt, berüchtigtes Pflaster hier, als die Festländer auf einmal keinen Alkohol mehr hatten oder durften. Die Rumrunner hatten dann Hochkonjunktur und versorgten Florida mit dem begehrten Stoff von hier aus. Leider ist das kleine Museum geschlossen.
Auch lesen wir begeistert die Geschichte von Hemingway. Er hat hier einige Sommer verbracht und die Bevölkerung auf trab gehalten.
So erfahren wir auch, das “unsere” Marina auch dazumal von ihm benutzt wurde. Also liegt die Ulalena an Hemingways Platz 😉 Dann noch einen Blick auf die andere Seite, zum Strand, und sind entzückt von den Farben. Warum wohl wollen alle hier hin?
Als wir zurück auf der Ulalena sind, staunen wir über die Wassertiefe. Sie steht auf dem Kiel! 10 – 15 Zentimeter Wasser ist zu viel abgelaufen. Hab ich doch gewusst. Machen können wir momentan nichts. Das nächste Mal währe es mitten in der Nacht und bei diesem Hoch wollen wir nicht raus. So holpern wir zweimal über den Grund von Alice Town. Jetzt wollen wir aber so richtig feiern gehen.
Nachtessen in der Nachbar-Beiz Big John ist zwar nicht schlecht, aber für das was geliefert wird, viel zu teuer. Morgen geht’s weiter. Das Festland ruft. Definitiv! Wir haben Heimweh 😉
PS: Zum Glück ist es Vollmond und die Tide noch grösser!