Ausschlafen! Pause! Oder doch nicht? Während des Zmorge hier in der Marina von Vilamoura, checke ich noch die letzten eMails und lade das aktuelle Wetter runter. Wow! Was kommt denn da? Ein Tief schleicht sich an und verwehrt uns den Weg in den Süden. Blöd oder eigentlich genial, den Morgen Freitag, am letzten Tag im August, ist das Wetter hervorragend für unsere Pläne. Entscheiden? Wir entscheiden das Festland zu verlassen und vergessen die Pause 😉
Eine Liste wird erstellt mit den zu erledigenden Arbeiten und Einkäufen. Der Kühlschrank ist fast leer und die Bugkoje noch nicht wieder aufgefüllt oder die Decken gewaschen. Alle mann raus und ins Office. Bezahlen und eine grosse Wäschemünze besorgen. Zurück zur Ulalena und ab zur Wäschetrommel mit den ganzen schmutzigen Sachen. 56 Minuten, genug Zeit für den Motor check. Auch die Segel will ich mir noch anschauen und natürlich das Rigg. Alles bestens. Ich hole die nasse Wäschen und verteile sie auf dem Boot. Unsere rote Wäscheleine spannt sich mal wieder übers ganze Vordeck und zum Glück hat alles Platz um ausgiebig zu trockenen. Schon sind wir wieder unterwegs und kaufen Nahrung für mindestens sechs Tage. Etwas Gemüse und vor allem Früchte und Brotsachen. Verstauen, aufräumen und alles aufbauen für die Überfahrt. Der Para liegt schon mal bereit und auch die Windfahne ist fertig montiert. Geschafft! Nur noch ein letztes eMail an unsere nächste Station, Porto Santo, mit dem ETA, das für Dienstag, 4. September um fünf geplant ist. Wäschen zusammen legen und versorgen haben wir fast vergessen und so sind wir noch einmal weg zum ausgiebigen Znacht. Der Inder wollen wir noch einmal beglücken und essen was reingeht. So quasi als Vorrat für schlechte Tage 😉
Schlafen? Nein an schlafen ist fast nicht zu denken. Wir wollen zwar erst um neun los, aber der Magen macht mir einen Strich durch die Rechnung und die Anspannung macht den Rest. Auf gehts. Noch kurz ins Office, die Karte abgeben und weg sind wir ….
Das letzte aktuelle Wetter stimmt uns sehr, sehr zuversichtlich. Ruhige Überfahrt und im Maximum nur 15 Knoten Böen. Der mittlere Wind wird auf 10 angegeben. Momentan, nichts. Flach und Ententeich. So motoren wir bis um drei, bis endlich der Wind anfängt zu blasen. Segel hoch und ab gehts. Der Wind pendelt sich bei Halbwind mit 8 bis 15 Knoten ein uns so rauschen wir dem Verkehrstrennungsgebiet vor Portugal entgegen. Viel Verkehr, stockdunkel, die Windfahnensteuerung immer wieder mal justieren und nach den grossen Pötten ausschauhaltend verbringen wir die erste etwas stressige Nacht. Geschlafen? Nicht so viel und der Magen ist immer noch in Aufruhr. Der nächste Tag beginnt und mir ist hundeübel. Der Wind hat etwas nachgelassen und so legen ich mich neben Gaby. Ihr geht es auch nicht sooo blendend. Eine, zwei, drei Stunden “entspannen” wir uns auf dem Polster. Ich muss was schlucken! Schwanke ins Bad und werfe mir ein Stugi rein. Eine Stunde später, nix. Keine Wirkung. Also noch eine Tablette. Dann schiesst es wie Feuer durch den Körper! Was ist das denn? Muss ich sterben? Nein, nein aber es dauert eine ganze Stunde, bis ich etwas geschlafen habe, endlich und die Wirkung kommt und die Übelkeit nachlässt. Es schiesst mir nur durch den Kopf, was mache ich mit Gaby? Und das noch ganze weitere vier Tage? Sch…. Der Wind lässt nach und die Windfahne, Peter steuert uns fast retour. Motor an und weiterdösen. Essen! Plötzlich bekommen wir beide Hunger. Eine Avocado teilen wir uns und etwas Brot. Dann gegen Abend setzt der Wind wieder ein. Cool! Segel justieren und den Peter wieder zur Arbeit zwingen. Tadellos. Gaby transportiere ich durchs schwankende Schiff und es war bitter nötig, das WC wieder mal zu brauchen. Aufrecht sitzen und so. Auch bin ich fast wieder fit und schalte nach dem kleinen Nachtessen den SSB ein. Einen neuen Wetterbericht muss her. Bleibt es so gediegen oder kommt da noch was. Alles bestens meldet uns die neuen Gribfiles von Wetterwelt. Gräme. Die ganze Nacht ist nicht viel los. Peter steuert und so muss ich nur jede Stunde mal den Kompass und das AIS checken. Der nächste Tag ist erwacht und auch die Sonne sehen wir mal wieder. Gestern war es wirklich grau in grau, aber jetzt wunderbar. Der Wind bläst Super regelmässig, der Peter steuert grandios und ich, wir? Wir schauen den Delfinen zu!
Plötzlich sind sie da. Spielen, springen und vergnügen sich am Bug. Zwanzig, dreissig Tiere folgen uns für fast eine Stunde. Wahnsinn. Leider kann Gaby das Ganze nicht live miterleben und ich bringe ich die Bilder der Begleiter ans Bett.
Ein ganz gemütlicher Tag. Am Abend noch kurz eine Meldung an zu Hause, alles ist okay und wir kommen bald in Porto Santo an, dazu das Wetter für den letzten Tag auf See. Nichts neues, alles bliebt bis zur Insel weit draussen im Atlantik. Wir hauen ein paar Tortellini in die Pfanne und lassen es uns gut gehen. Gaby hat etwas Weh am Hintern, ich kann aber nichts entdecken und polstere sie noch besser auf ihrem Bett. Die letzte Nacht bricht an und schon bald sollten wir die ersten Umrisse sehen können. Es sind nur noch 30 Meilen und der Wind nimmt etwas zu. Wir sind viel zu schnell unterwegs. Noch ein Reff mehr in die Tücher und wieder die Eieruhr stellen. Zwanzig Meilen. Sind wir an der Insel schon vorbei? Da, da endlich. Das Licht des Leuchtturms von Ilheu de Cima springt mir regelrecht ins Auge. Wahnsinn. Wir sind da! Es ist die kleine Insel, die wir noch umfahren müssen, um in den geschützten Hafen zu gelangen. Die Sonne steht auf und endlich sehen wir die ersten Umrisse der Insel. Dann flattert ein kleiner Vogel ums Boot und landet tatsächlich.
Das ist aber ein schöne Geste vor dir, uns zu besuchen und flattert in den Salon. Gaby erschrickt, geniesst aber den Gespannen. Dann noch eine letzte Pause auf den Leinen von Peter und weg isser.
Die Zeit dehnt sich und dehnt sich immer länger. Die Insel kommt nur langsam näher, obwohl wir mit über sieben Konten darauf zu rasen.
Ganz aufgeregt zeige ich Gaby immer wieder Fotos vom “Fortschritt” der Ulalena. Und diese spitzigen Berge, einfach genial. Die letzte Rundung, ein Fischer kommt uns entgegen und winkt, dann ist es fast geschafft.
Gaby sitzt schon lange draussen und kann die Ankunft kaum erwarten. Fender, Leinen montieren, Segel runter, Motor an – kein Kühlwasser! Die Temperatur springt hoch, Motor wieder aus. 13er Schlüssel, Deckel auf. Wasserpumpen Keilriemen ist mal wieder lose, Riemen spannen. Anlassen – Wasser kommt. Uff. So Nähern wir uns dem Hafen und laufen in die Marina ein.
Dank unserer Raserei ist es erst elf Uhr, als wir an einem Aussensteg die Festmacher montieren. Die über Funk benachrichtigten Marinerios helfen uns dabei. Danke, danke! Angekommen – mitten im Atlantik! Glauben? Glauben können wir das irgendwie nicht. Erst als ich die Karte aufzoomen, sehen wir unseren neuen Standort. Mitten drin sind wir gelandet 😉
Ausruhen? Pause? Stillsitzen? Nö. Uns zeiht es an Land und kaum setzen wir den Fuss auf festes Land, schaut die Sonne vorbei und zeigt uns den wunderschönen Sand auf der anderen Seite der Mole. Wow.
Wir sind überwältigt, begeben uns aber gleich zur Immigration und dem Marina Office. Die schliessen vermutlich gleich. Alles paletti, wir sind nun offiziell registriert und haben die Karten für die Duschen erhalten. Zuerst ein Kaffee wünscht sich Gaby nun als erstes. Ein Euro sechzig! Was, das für zwei Milchkaffee. Da sind wir uns schon ganz, ganz andere Preise von Vilamoura gewöhnt. So sitzen wir auf dem festen Boden und geniessen zum erstem Mal voll und ganz das Ankommen. Schön ist es hier. Zurück auf der Ulalena räumen wir zuerst mal “zünftig” auf. Rund ums Boot und checken, ob alles i.O. ist. Perfekt. kann nichts entdecken und auch das duschen der Ulalena bringt nichts zu tage. So muss es sein. Znacht? Hunger? Viel zu müde sind wir und machen uns nur einen Salat mit dem vorigen Mozzarella und den immer noch recht frischen Tomaten. Dazu geht die Sonne langsam unter.
Todmüde sinken wir ins warme Bett, kuscheln uns kurz und schlaffen wie die Götter.
Bei der morgendlichen Massage und Physio merke ich sofort, das Gaby etwas verspannt ist, dazu ein roter Flecken der sich nicht wegdrücken lässt. Hmm, nicht gut, gar nicht gut. Das war es also, was ihr die ganze Zeit solche Schmerzen zugefügt hat. Sofort entlasten und auf Watte packen. Dann ein grosses, grosses Müesli. Duschen ist auch noch angesagt. Alles einpacken und unter die Brause. Herrlich! Dann ein feiner Cappuccino und dort treffen wir viele Segler im einzigen Resti der Marina. Sind sogar etwas übermütig und versuchen Schweizersegler sogar ein SW Problem zu lösen. Hmm, finden aber leider keine Lösung und müssen aufgeben. Zurück auf der Ulalena nur noch kurz das Büro erledigen. Telefonieren, Bank Sachen und ein paar eMails. Dann gehts schon wieder ab in die Stadt. Vila Baleira soll wunderschön sein und nach gut einer halben Stunden stehen wir auf dem grossen Pier. Wunderschön hier!
Weit hinten unsere Marina am hinteren Zipfel mit der langen Mole für die Fähre.
Diese Stadt ist einfach der Hit. Klein und wunderschön heimelig. Das gewisse etwas halt. Wir haben uns geradewegs verliebt in sie.
Gaby war definitiv zu lange gesessen heute. Schlucken ist etwas mühsam und so drehen wir um machen das Znacht auf der Ulalena. Entschliessen uns aber, wir bleiben definitiv noch einen weiteren Tag. Die Leute, die Segler und die Umgebung ist einfach viel zu schön um am Freitag schon weiter zu segeln.
Am nächsten Tag sind wir schon zeitig auf dem Weg zur Stadt. Das Columbus Museum wollen wir uns sicher ansehen. Es entpuppt sich als kleine, wunderschöne Oase die die Geschichte von Columbus und dieser kleinen Insel erzählt. Dazu sind die Museumsfrauen extrem hilfsbereit und bringen sogar eine Rampe für den Zugang.
Der Blick auf die Kirche ischt halt schon schön, gehen wir aber nachher hin.
Vorerst schauen wir uns noch im Garten von Columbus um und staunen ab dem komischen Baum. Es ist ein Drachen-Baum. Dem man anzapfen kann um mit dem Saft, dem Drachenblut, einen seltenen Farbstoff gewinnt. Sieht einfach cool aus.
Auch die Aussicht zum grossen Pier, das wir gestern schon bewundert haben ist einfach zauberhaft schön.
Warum müssen wir eigentlich weiter? Das Wetter schlägt um und meine Schwester kommt uns auf Maderia besuchen. Aber, wir haben ja noch einen ganzen Tag. Nach einem feinen Kaffee rollen wir über die breite, gut geteerte Strasse zurück zur Marina. Auch haben wir noch im grossen Supermarkt, wo es viele, viele Leute hat, eingekauft. Das Sortiment ist ja grandios. Wie auf dem Festland. Auf dem Boot machen wir noch den Rest des Büros und versuchen uns erste ernsthafte Gedanken über das wie weiter zu spinnen. Eines ist ganz klar, über den Atlantik, also 20, 25 Tage auf See mit Gaby wollen wir nicht. Gehen würde es auf jeden Fall, aber Spass sieht definitiv anders aus. Es währe ein Quälerei für uns beide. So überlegen wir uns verschiedene Möglichkeiten. Eine Reha? Zu Hause? Bei Gaby’s Eltern? Und wer bringt sie nach Hause? Kann sie das überhaupt alleine? Wie kommt das Boot in die Karibik? Fragen über Fragen.
Jetzt haben wir aber grossen Hunger und wollen nochmals in die Stadt. Eine Beiz haben wir schon ausgesucht. Mal schauen. Mitten in der Stadt entdecken wir aber eine ganz andere. Die alte Markthalle sieht fast wie ein Grotto aus. Wollen wir es versuchen? Die Tische sind aus Granit, können nicht bewegt werden und Gaby passt gerade noch unten durch. Wir bestellen einen Fisch mit Beilagen. Es wird uns ein sensationeller Knobli-Fisch aufgetischt. Ein wahres Gedicht. Dazu Kartoffeln und Salat. Mega fein. Wir essen uns mehr als satt, bestellen aber doch noch ein Dessert. Es hat nur einen, sagen uns die aufmerksamen Wirtsleute. Okay, wir nehmen zum Kaffee noch eine Créme-Brulée. Und werden überrascht. Sie wird endlich, endlich mal angezündet. In ganz Spanien wurde das uns vorenthalten, jetzt auf Porto Santo passiert es. Gaby ist hin und weg.
Da gehen wir morgen sicher nochmals hin, sagen wir uns und verabschieden uns von den überaus netten Leuten.
Freitag und somit letzter Tag. Hoch hinaus wollen wir. Zuerst aber die Pflicht. Ab zur Office und vor allem, das Abmelden bei der Polizei muss sein. Aber alles kein Problem und so sind wir schon bald auf dem Weg zum Aussichtspunkt über der Marina. Zu den Moinhos de Vento oder Miradouro da Portela heisst das Ding. Die Strasse führt aber aussenrum und ist deshalb nicht ganz so steil. Auf dem Weg sehen wir aber ein Kirche, die müssen wir uns ansehen, denn die Aussicht ist dort einfach zu grandios um einfach weiter zu laufen. Wunderschön!
Leider ist die Kirche oder besser Kapelle verschlossen und so können wir nur die Aussicht und die Capela de Nossa Senhora da Graça von aussen besichtigen.
Weiter gehts zu den Windmühlen. Der Berg ist fast geschafft und so bestaunen wir die Aussicht ein weiters Mal. Wir können nur staunen.
Und die Windmühlen gibt’s ja auch noch. Wer hats erfunden? Die Griechen oder die Portugiesen? Sehen fast alles gleich aus.
Wir können uns fast nicht mehr lösen. Sooooooo schön ist es hier oben. Dazu die Sicht auf unser Boot ist halt schon einmalig.
Zurück bei der Ulalena werden wir immer wieder aufgehalten von den überaus netten Seglern. Reden da und reden dort. Grandios! So ein gutes Umfeld hatten wir schon ewig nicht mehr und da sollen wir los? Es fällt uns extrem schwer. So erledigen wir noch die letzten Sachen vor der Weiterfahrt und laufen nochmals zur alten Markthalle. Diesmal gibts Schnecken, Maiskolben, Salat und einen feinen auf dem Tisch gebratenen Servelat. Fast! Es ist eine Art kleiner Saucisse aux choux und schmeck Super. Dessert? Keinen Platz mehr. Nur noch einen kleinen Schluck eines feinen Wein’s von der Insel genehmigen wir uns. Glücklich nach diesem überaus feinen Essen, “gwaggeln” wir zurück zur Ulalena.
Am nächsten Morgen. Die Sonne kommt schon, wir sollten los. Gaby ist fertig und ich schlage die Segel fertig an. Den Para bringe ich auch noch aufs Vordeck und so lösen wir die Festmacher schweren Herzens. Danke, danke du schöne Insel, wir kommen sicher wieder!