14:40 Uhr, wir können, wollen nicht mehr warten. Kurzer Eintrag ins Logbuch und dann den Motor starten. Es hat etwas Wind in der Marina von Lagos, so dampfe ich aus unserem Finger raus. Sehr gut. Schnell das Handfunk packen und einen Aufruf an die Marina für die Brücke. Zwei Minuten, dann könnt ihr durch. Danke. Mit etwas mehr Ruhe motoren wir aus dem langen Kanal raus. Zeit, Zeit für die vielen schönen Sachen anzuschauen.

Motoren aus dem Kanal von Lagos

Der Wind hat es wirklich in sich. Natürlich genau auf die Nase und das nicht zu wenig. 14, 15 Knoten messen wir. Dabei werden wir bei der Rausfahrt zum Ponta da Piedade von den Regatta-Leuten abgefangen. Ihr seid zu nach, bitte mehr nach Steuerbord, wird uns vom nahen Schlauch mitgeteilt. Also das Segelsetzen mal kurz vergessen. Schon rauschen die Ersten GC32 Geschosse an uns vorbei.

GC32 am racen

Endlich Ruhe und mit vollem Gegenwind schauen wir uns das schöne Kap an. Schon schön!

Umrunden den Ponta da Piedade

Alle Segel raus und aufkreuzen. Den die Wellen und der Wind volle Kanne gegenan ist ganz und gar nicht lustig. Hart am Wind macht es sogar Spass. Wir haben ja Zeit. Ums Eck bis Sines, unserem nächsten Ziel, sind es ungefähr 80 Meilen und wir haben die ganze Nacht Zeit. Kurz vor dem ersten grossen Kap, Ponta de Sagres, schläft der Wind ganz ein und Gaby hat Hunger. Keine Wellen, kein Wind, gutes Timing. Ich schmeisse den Gasherd an, eine Pfanne mit Salzwasser und schneide den Beutel mit Tortellini auf. Eine Tomatensauce darf nicht fehlen. Jammy! Ponta de Sagres kommt näher und schon das grosse, grosse, mächtige, einzigartige Capo de Sao Vicente lässt sich blicken. Verrückt!

Der Blick vom Ponta da Sagres zum Capo de Sao Vicente

Alles ist ruhig und sanft. Dazu haben wir es genau zum Sonnenuntergang geschafft, an diesem Punkt zu sein. Das Publikum ist auf jeden Fall schon mal bereit. Kommen die extra für uns?

Warten auf den Sonnenuntergang am Sao Vicente

Sicher nicht. Denke aber, wir bieten sicher ein tolles Sujet. Das Kap selber mit der kleinen Insel namens Gigante ist einfach noch das i-Tüpfelchen. Verrückte Stimmung an einem verrückten Ort.

Das Capo de Sao Vicente

Bin total in den Gedanken versunken und erst eine Fischerboje “rettet” mich. Was? Auch auf dieser wilden Seite hat’s diese Dinger. Das wird ja eine heitere Nacht. Der Wind kommt wieder leicht auf und bläst halb auf uns zu. Dazu sind die Wellen aber viel zu gross und werfen uns hin und her. Das Gross hilf uns etwas und macht es ganz erträglich. Gaby ist schon am schlummern und ich checke noch die letzten Dinge. Navigation? Okay. Motor? Läuft sauber. Wetter? Wie angekündigt. Dann noch kurz die Positionslichter an und die Eieruhr stellen. Viertel Stunde fürs Erste. Bin aber sofort weggetreten. Rassel! Raus, umschauen. Nichts. AIS? Nichts, kein Schiff. Und wieder hinlegen. Nur einmal hält mich ein Ding diese Nacht auf Trab. Extrem hell, es muss ein Fischer sein. Hat aber keine Kennung auf dem AIS. Der Grösse nach muss, sollte er aber was haben. Zum Glück steuert er genau auf uns. Es wird immer heller und seine Positionslichter kann ich auch mit dem Feldstecher nicht erkennen. Dann, endlich dreht es etwas ab und ca. eine halbe Meile neben uns fährt der Fischer vorbei. Gute Nacht. Eine halbe Stunde später. Nichts. So bekomme ich viel Schlaf und Gaby, Gaby knurrt vor sich ihn. Einmal schreckt sie auf und fragt schlaftrunken, haben wir das Kap schon umrundet? Ja eben gerade und decke sie wieder zu. Was macht den der Wind? Mal mehr mal weniger füllt er das Gross und hilft etwas schieben. 5, 6, mal 7 Knoten sind’s halt nur.
Als Gaby aufwacht, sind es nur noch ganze zehn Meilen bis Sines. Perfekt! Es ist gerade sieben. Ein paar grosse Frachter sind auf Reede und müssen umkurvt werden. Nach Gib, easy 😉 Alles bereit zur Landung.

Der grosse Hafen von Sines in Sicht

Punkt neun! Wir sind am Steg fest. Geschafft und überglücklich. Müde? Eigentlich schon, aber vor allem Hunger haben wir beide und verschlingen regelrecht ein Müesi mit Beeren, Heubeeren und Brombeeren …. fein, mega fein. Kurz, kurz ein Nickerchen. Gaby ist ja ausgeschlafen und will an Land. Die neue Stadt anschauen, einen guten Kaffee und überhaupt. Wo sind wir überhaupt? Sines, der einzige, sichere Hafen zwischen Kap bis fast nach Lissabon. Ein muss oder wollen wir weiter? Nein, nein. Pause. So entdecken wir unser neues Zuhause. Schöner Strand.

Wunderschöner Strand von Sines

Fast wie in Mao, Menorca denken wir. Diese Promenade, total gediegen.

Die Promenade von Sines mit dem Dorf

Ab in die Stadt, natürlich wieder mal rauf, und erkunden an diesem heissen Sonntag die fast menschenleere Stadt. Schön hier. Der Unterschied zu der Südküste ist etwas extrem. Wir müssen die Beize, Automaten und Läden regelrecht suchen. Wurden sie uns doch wie zuletzt in Lagos regelrecht nachgeworfen. Jetzt, finden wir zuerst mal gar nichts. Dann eine Beiz, sind zwar alle am Mittagessen, schnappen uns einen Stuhl und werden überfreudlich bedient. Da gehen wir Heute essen und reservieren gleich einen Tisch auf die Achte. Im o’Beicinho gefällt es uns. Kurz ins Marina-Office und Pause mit grossem Ausräumen. So ein Puff. Gaby, schau mal deine Socken an! Die Strumpfkugel haben wir leider nicht dabei – fort damit.

Löcher in Gaby's Socken

Am Abend schiebe ich Gaby wieder ins Dorf und zu unserem Fund. Der Beizer ist einfach eine Wucht. Trotz der vollen Beiz berät er uns einfach genial. Ein Fisch wird bestellt, denken wir, suchen einen aus, er bringt aber gleich alle vier Bezugos. Wir haben mächtig Hunger und verschlingen ALLE! Dazu natürlich noch das Beigemüse. Lecker, extrem lecker. Nach einem feinen Kaffee verlassen wir kugelrund die uurige Beiz. Bergab, zum Glück geht es nur noch bergab zur Ulalena.

Montag, ausschlafen und vor allem Schlaf nachholen. Wir sind spät dran und lassen uns Zeit für die Massage und Physio. Gaby ist in dieser rumpligen Nacht etwas eingerostet. Dann ein grosser Spaziergang auf die andere Seite der Stadt. Also alles dem Wasser entlang bis wir den nächsten Hafen sehen. Der Weg 1A, die Umgebung, Industrie. Trotzdem gefällt es uns gut hier.

Dem Wasser entlang nach Norden

Auch ist die Fernsicht so gut, dass wir die Umrisse von Sesimbra sehen. Cool. Nach einem Kaffee, Kaffee mit Ice, also ein Icecafe, nur es kommt in separaten Gläsern, auf dem Rückweg, starten wir mal wieder die Waschmaschine. Viel ist wie immer nicht, muss aber wieder mal sein. Leine spannen und mit diesem blauen Wetter und dem stetigen Wind ist das Ganze im Nu trocken. Gross laufen mögen wir Heute Abend nicht, aber kochen auch nicht. Unsere Beiz hat “einewäg” geschlossen, so Essen wir im Nachmittags Kaffee. Gar nicht schlecht und der Wein ist mega fein.

Bleiben, eigentlich wollen wir noch etwas bleiben. Das Wetter, das liebe Wetter sagt aber: GO! So werden wir am Mittwoch dem 4. Juli schon wieder weiterziehen. So sollten wir Heute noch das kleine Museum in Vasco da Gamas Haus oder besser gesagt, Schloss, Burg, Festung besuchen. Das Museum ist Super nett gemacht und erzählt von den Leuten, die hier lebten. Fischer und Bauern. Dazu eben der Geburtsort von diesem berühmten Entdecker. Er wurde vom König seinerzeit beauftragt, einen schiffbaren Weg nach Indien zu suchen. Das Kap der guten Hoffnung, also Kapstadt war bekannt und so musste er “nur” noch den Osten des afrikanischen Kontinent und den indischen Ozean bezwingen. Das gelang ihm vor 500 Jahren. Dann rauf auf die Mauern und die Aussicht geniessen.

Blick nach Norden von Sines

Gaby muss leider im Schatten auf mich warten. Der Weg hoch oben ist nicht so ideal für ein Stuhl. Ich versuche noch einen besseren Winkel auf die Altstadt und das Denkmal von da Gama zu erhaschen.

Das Denkmal von da Gama

Hier ist er also aufgewachsen? Sicher hat es noch das eine oder andere Haus mehr gehabt.

da Gamas Geburtsort

Den Supermarkt, die Apotheke und ein feines Kaffee muss es dann auch noch sein. Der Beizer bietet uns noch ein Gebäck an. Etwas extrem feines zwischen einem Muffin, Kuchen und Büürli. Den Namen hat er gesagt, haben wir aber leider nicht aufgeschrieben, den Geschmack kennen wir noch immer 😉 Am Abend, nach einem langen Telefon mit zu Hause, müssen wir wieder ins o’Beicinho. Fisch, ja, ja aber nicht mehr so viele. Der Beizer schmunzelt nur und bringt uns zwei Peixe Espada, also nur zwei Filet davon. Sie sehen fast wie Aale aus und können ganz lang werden. Wieder Super, nur der Wein ist Heute noch besser. Wir kommen wieder. Das nächste Mal mit Verstärkung 😉

Das war wirklich ein etwas heftiger Kontrast zu den vorherigen Destinationen. So wirklich herrlich einfach und uurig. Fast wie in Griechenland. Sehr herzliche Leute wohnen hier. Bis bald, du schönes Sines!

2 Comments

  1. Liebe Gaby
    Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag. Was gibt es Schöneres als Sonnenschein, gute Laune und frische Luft. Davon wünsche ich dir im neuen Lebensjahr ganz viel.
    Liebe Grüsse Irene

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