Wir müssen los! Ja, ja ich drehe mich noch kurz um, aber Gaby jagt mich gnadenlos aus dem Bett. Es ist noch dunkel im Hafen von Cartagena, keiner wach, nur die Ulalena-Crew macht sich bereit fürs auslaufen. Motor an und weg, fast, denn unser Nachbar sagt uns noch Tschau.
6:45 Uhr und das Wetter schreibe ich noch ins Logbuch und verpasse fast den Sonnenaufgang. Ja, das war eine geniale Stadt!
Alles bereit zum segeln? Fast, da ist noch was. Feldstecher und wow, zum Glück waren wir nicht an der Stelle, wo sie aufgetaucht sind. Also gibt es sie hier doch. Musst nur früh raus, dann siehts die Dinger.
Der Wind kommt wie gemeldet und so ziehen unsere Segel fantastisch. Kurs 226° und da schwimmen auch noch eine grosse Schule Delfine die längste Zeit mit uns. Sogar Gaby kann sie für einmal sehen und nicht nur auf Fotos anschauen.
Ja, so macht es Spass unterwegs zu sein.
Der Golfo de Vera hat für einmal super Wind und so erreichen wir kurz nach Sonnenuntergang das Capo de Gata. Eigentlich das letzte Kap, bevor es dann ums Kap von Gibraltar geht. Wir sind mächtig stolz.
In der Nacht umrunden wir mit Strömung und leichten Winden das Kap und finden uns am nächsten Tag auf dem Zürisee. Als es hell wird, können wir kaum unterscheiden, was ist jetzt Himmel oder was Wasser ist.
Da währe jetzt der letzte Hafen, Adra um auszusteigen oder wir ziehen noch die fast 35 Meilen durch? Das Wetter, der Wind, die Wellen, alles spricht dafür, das wir bis Motril oder sogar Almunecar motoren. Wir entscheiden für go, essen zu Mittag und schleichen den Plastikblachen entlang. Von hier kommt unser Gemüse für die Schweiz. Sieht irgendwie nicht sooo toll aus.
Wir kommen genial vorwärts. Sind schon bald auf der Höhe von Motril, als kurz vor dem Capo Sacrativ der Wind mit kurzen Wellen anfängt. Nicht mehr weit. Wir kommen aber immer mehr von den zehn Knoten Wind ab und wollen schon aufhören. Da ist es genial sicher und ruhig, dränge ich. Es dauert wieder einmal ewig und die Nacht war ja auch nicht ohne. Endlich, endlich kommen wir in den Wind- und Wellenschatten von Punta de la Mona und alles ist vergessen.
Ich bin hundemüde. Wir legen an der Tankstelle an, füllen den halb leer Tank nach und melden uns gleich für einen Platz.
Diese Marina del Este ist wirklich goldig und extrem gut geschützt. Keine Welle und kein Wind spüren wir hier. Der Marinerio hilft uns an unseren Platz. Es ist um die Sechse, als wir uns aus unseren Klamotten befreien. Wir sind überglücklich und hauen ein paar Gurkenbrote rein. Dazu ein Bier – herrlich. Dann wollen wir noch kurz zurück schauen und sehen eigentlich nur ruhige See. Hatten wir wieder einmal den falschen Zeitpunkt erwischt? Ab Abend laufen noch ein paar Schiffe frisch und fröhlich ein.
Was soll, wir sind gesund und ohne Problem angekommen und jetzt haben wir einen mord’s Hunger. Wir schnappen uns das erst beste Resti und hauen uns die Bäuche voll.
Sonntag, schon der dritte Juni und wir stehen lange nicht auf. Dann gehts ans Büro. Viele Sachen sind etwas liegengeblieben und ein paar Telefone müssen auch noch gemacht werden. So verbringen wir fast den ganzen Tag am Pult, natürlich haben wir Zeit für ein Kaffee 😉 Auch das Wetter macht uns immer noch grosse Sorgen. Der Wind hat ja seit gestern wieder voll um 180° gedreht und bläst draussen mit über 40 Knoten um die Wette. Wir hier merken wirklich gar nichts davon. Aber wie kommen wir den weiter? Für die nächsten sechs Tage nur Gegenwind. Super! Aufkreuzen? Den ganzen Weg bis zum Kap Europa? Nie im leben. Wir warten mal die nächsten Wetterberichte ab.
Am nächsten Tag müssen wir raus. Es war gestern etwas zu viel für den Kopf. Der hoch über der Marina stehende Leuchtturm wollen wir uns ansehen. Der sieht so goldig aus und sein Platz ist gewaltig. Rauf, rauf, rauf. Geht es denn hier nur rauf? Endlich oben angekommen, umkreisen wir den Felsen förmlich, bis wir ihn endlich, endlich von nahen sehen.
Eine grosse, grosse Kette versperrt aber den Weg. Alles abschnallen, Gaby auf den harten Steinboden und wieder alles aufladen. Ist es Wert sag ich ihr nur, denn die Aussicht ist wirklich atemberaubend schön.
Der Wind ist heftig und so essen wir im Windschatten einen Apfel. Yammi!
Dann muss ich das Tele hervorkramen und ganz sicher zu sein, das ist doch tatsächlich Schnee!
Gaby macht es etwas Bauchschmerzen, wieder auf den Boden und wieder die kleinen Steine im Rücken. Da finde ich eine Schraube und durch sind wir. So einfach knackt man ein Schloss 😉 Am Abend wieder der Wetter check. Morgen soll es sogar über 40n Knoten Wind auf dem Meter haben, gibt es denn so was? Die Leute hier reden schon von Sturm und das gibt es eigentlich nur im Winter. Schön das wir da sind und in die “falsche” Richtung müssen. Denn die anderen Schiffe benutzen diesen sicheren Hafen nur für die Nacht. Am nächsten Tag gondeln sie ganz bequem nach Osten. Unfair!
Was ist den besser um das Ganze etwas zu vergessen? Genau, die nächste Bucht zu entdecken. Am nächsten Tag rauf und gleich durch die vielen Villen auf den anderen Seite wieder an das Wasser. La Herradura macht Spass, wir erschrecken aber an den Wellen und vor allem am Wind. Das können wir fast nicht glauben, wie es hier brettert. Da nützen alle Palmen nichts 😉
Für € 2.50 trinken wir im “schärme” zwei Café con Leche und machen uns dann wieder auf über den Berg. Können wir morgen nochmals machen, sagt Gaby. Ja, ja schon gut, ich bin ja derjenige der schiebt. Sie hat aber recht. Am Abend ist viel Aufregung in der Marina. Als ich rausschaue, werde ich sehr, sehr nachdenklich. Auch das kann passieren! Motorschaden bei dem Wetter. Zum Glück kommt die SAR einem holen, wenn sie denn auch kann, denke ich nur.
Das Wetter wird besser! Es gibt ein Fenster für einen halben Tag, also bis um eins, dann braust der Wind wieder hoch. Donnerstag sollte das sein. Wir diskutieren für und wieder. Wagen? Wagnis? Oder Dum? Alle Wetterberichte bestätigen es, machbar. Bis zum nächsten Hafen sind es nur etwas mehr als 15 Meilen und das machen wir locker. Aber Heute wollen wir doch noch einmal über den Berg für ein Kaffee und vor allem das Wetter anschauen. Auf der Höhe, gerade neben dem Leuchtturm, finden wir eine Eremitage. Wunderschön gelegen, windstill und dazu die Aussicht. Rollstuhlgängig ist das Ganze auch noch.
Wir geniessen den Moment und schauen auf die Marina del Este und das Dorf Almunecar runter. Morgen, morgen geht es weiter. Auch das Wetter sagt gute Winde bis um zwei Voraus, dann wieder bis zu 30 Knoten. Verrückt. Am Abend bestellen wir uns noch ein Pizza und gehen früh ins Bett. Dieser “Nothafen” ist wirklich genial. Über dem Berg, auf der anderen Seite hat es gestürmt und unten bei der Ulalena war nichts. Nur hie und da ein paar Böen sind uns um die Ohren gesaust. Sonst, Pause.