Irgendwie schade, aber wenn der Wind und das Wetter so kommen wie vorhergesagt, müssen wir weiter. Es gäbe noch viel, sehr viel zu sehen in Iraklion. Gaby jagt mich aber schon um halb sieben aus den Federn. Aufstehen! Etwas Wasser ins Gesicht, Gaby gut verpacken und an die Instrumente stellen. Wind und vor allem Tiefe sind ihr Metier. Wir laufen aus.
Fast verfehlen wir die Tiefe und damit die Ausfahrt. Das komische Haus auf der Seite fasziniert uns zu sehr.
Das venezianische Bollwerk währe sicher noch interessant gewesen. So motoren wir der langen Mole entlang und biegen in Richtung Norden ab. Uuuu. Die Dünung hat es in sich. Auch der Wind hat mit über zehn Knoten fast zu viel für diese Strecke drauf. Wir müssen ja nur die paar Meilen hoch und ums Kap Stavros rum, dann wird es besser. Nach drei, nach ganzen drei Stunden haben wir es endlich querab.
Das war aber zäh! Die Wellen wurden immer grösser und der Wind hat uns mit über zwanzig Knoten fast in den Hafen zurückgedrängt. Geschafft. Das Rollen hört nicht auf, aber der Wind fällt in sich zusammen und lässt uns ruhiger nach Westen ziehen.
Um viertel vor vier hat das Schaukeln endlich ein Ende. Als wir den Wind ideal hatten, wurde er schwächer und schwächer. Schade. Aber wir sind in Rethymnon angekommen. Rund um die grosse Mole und in die Marina. Platz? Überall. Mooringleinen? Vermutlich. Aber da hat es längs an der Innenmole einen hübschen Platz für uns. Fender einstellen und schon liegen wir seelenruhig am “Geländer”. Fantastisch! Und weg ist der Frust vom ewigen Geschaukel. Essen? Nur kurz. Wir wollen an Land uns bewegen. Auf der anderen Seite sehen wir, warum dieses Geschaukel kein Ende nehmen wollte. Brandung!
Wir sind da und alles ist vergessen. Auch das Wetter hat gehalten. Kurz beim Delfin vorbei …
… stürmen wir in die Stadt. Nicht schlecht, aber ein Frappee muss schnellsten her. Dann Wettercheck. Was erwartet uns für die nächsten Tage und, was noch viel wichtiger ist, wenn können, müssen wir weiter in Richtung Norden. Morgen? Nicht schlecht. Übermorgen? Regen! Also könnten wir doch ein Auto mieten und den schönen Tag nutzen.
Mittwoch der 17. Mai. Sonnenschein. Frühstück und dann sind wir uns einig, wir werden die nächsten Stationen auf Kreta auslassen und direkt nach Kythira segeln. Aber erst wenn sich der Wind dreht. Nord zuerst dann West ist angesagt. Gut, dann haben wir ja Zeit für ein Auto. Die Insel ist gross und ab geht’s. Die erste Vermietung? Ausgebucht. Die Zweite? Ist gerade reingekommen. Klein und billig. Passt. Alles ausfüllen und schon stecken wir im Stau. Hmmm. So war das nicht gedacht. Es hat dermassen viele Touris, Töff, Autos und Cars zwängen sich durch die Stadt. Dann auf der “Autobahn” wir es besser. Westen ist das erste Ziel. Chania genau genommen. Da wollten wir ja sicher mit der Ulalena hin, aber jetzt lassen wir ja alles aus und somit müssen wir uns dieses Highlight sicher ansehen. Einen Parkplatz finden wir dank Gaby’s Ausweis sehr schnell und dann holpern wir auch schon zum Hafen hinunter. Sieht alles sehr, sehr schmuck aus. Bei den alten Lagerhäuser entdecken wir ein Schiffsmuseum. Da müssen wir rein. Wow! Die haben zur Olympiade, 2004, ein altes minoisches Schiff nachgebaut. Also vor über 4000 Jahren wurde dieses Ding auf die Meere geschickt. Von alten Aufzeichnungen wurde es detailgetreu nachgebaut. Das Resultat ist phänomenal und sie haben damit eine Reise von hier nach Piräus gemacht!
Die ganze Ausstellung hat uns Super gefallen. Also weiter. Das Wetter ist Heute wirklich sparsam. Sonne? Nix da. Die Wolken kommen immer tiefer.
Es hat aber trotz des Wetters immer noch unglaublich viele Leute in der Stadt. Kurze Pause. So geniessen wir von der zweiten Reihe den Trubel und futtern ein feines Tzaziki. Yammi!
Den Turm wollen wir aber sicher noch von nahem sehen. Auf geht’s.
An der Mole entlang zurück zu den Lagerhäuser und der langen Aussenmole entlang zum Leuchtturm. Gaby blieb auf halber Strecke stecken, denn es holperte immer mehr und der Vorhang machte immer mehr zu.
Wieder Regen. So renne ich fast zum Turm. Ein paar Fotos, auch der der Einfahrt und zurück zu Gaby. Kaum bei den ersten Restaurants, öffnete der Himmel seine Schleusen. Voll Gas! In einem Restaurant sitzen wir in der hintersten Ecke und geniessen einen warmen Cappuccino. Jetzt haben auch wir die Nase voll. Die Stadt hat sich währenddessen geleert und so sind auch wir zurück zum Auto gelaufen. Parkplatz – leer! Schade eigentlich.
Morgen, morgen fahren wir nach Iraklion zu den Ausgrabungen der Minoer. Knossos muss man gesehen haben. Nach dem Ausschlafen, wow sind wir spät dran, fahren wir auf der Autobahn zur Hauptstadt. Die Ausfahrt kann man fast nicht verpassen und der grosse, grosse Parkplatz ist immer noch fast leer. Alle dachten wohl, es regnet auch Heute. Aber nein, schönstes Wetter ist es geworden. Beim Eingang wollen wir eigentlich nur pro forma ein Gratisticket holen. Zwei mal im Jahr ist “Tag des Museum”, Heute ist einer davon. Für alle Gratis. So, so. Dann investieren wir das Geld doch gleich in eine Führung. Rita, ja Rita bietet sich sofort an. Erkennt, das wir eine deutsche Führung brauchen und gibt uns gleich einen Rabatt. Gaby, ja Gaby will sie das Ganze ganz genau erklären. Einfach nur gewaltig, was wir über dieses mysteriöse Volk vor über 4000 Jahren erfahren. Sie hatten sogar schon damals Handelsbeziehungen mit dem alten Ägypten.
Rita führt uns überall rum und zeigt immer wieder viele Bilder aus ihrem Buch. Auch der Weg über die vielen Steine zeigt sie uns hervorragend.
Die Bauten, deren Nutzung, die Wasserversorgung, das Abwassersystem und vieles mehr erklärt sie in einem Fluss. Nach über anderthalb Stunden sind wir am Schluss. Noch tausend Fragen sind zu beantworten und schon ist sie verschwunden und lässt uns überwältigend zurück. Wir müssen uns zuerst setzten um die Privatführung zu verdauen. Dann das Buch aus dem Rucksack und die wichtigsten Fakten nachlesen.
Was wollen wir noch? Ein Aquarium soll ganz in der Nähe sein. Gut, schauen wir es uns kurz an. Das Cretaquarium ist ganz nett gemacht. Wir sehen uns mal all die Fische an, die normalerweise auf unserem Teller landen. Immer wieder schön, Fische anzuschauen. Dann ist es Zeit wieder nach Hause zu fahren. Unser berüchtigtes Kap Stavros sieht doch von weitem ganz harmlos aus 😉
Vor dem zurückgeben des Autos, füllen wir noch den Tank und die beiden Dieselkanister von Boot. Halbvoll zeigt die Tankanzeige der Ulalena bereits an, so wollen wir zweimal nachladen. Mit der Schüttelpumpe geht es fast ohne kleckern und der Tank ist wieder voll. Der Micra ohne Schaden, schwein gehabt, uns hat noch fast einer Abgeschossen, zurückgebracht. Kaum auf dem Boot und alles versorgt, REGEN!
Und das soll die Sonneninsel schlechthin sein? Wir zweifeln. Während eines Unterbruch, gehen wir aber trotzdem in die Stadt was essen. Der Wirt hat erbarmen und lässt die Heizung an. Der Wärmestrahler wirk Wunder. Das Essen schmeckt, trotzdem war es unnötig nochmals raus zu gehen. Denn es schüttet immer wieder, aber die hausgemachte Tomatensuppe war echt ein Gedicht.
Ausschlafen. Oder doch nicht. Irgendwas japst im Wasser. Raus und siehe da, drei Garetta Garetta Schildkröten tummeln oder besser kämpfen um das Weibchen. Wunderbar 😉
Leider bin ich zu langsam, bis der Fotoapparat bereit ist, ist nur noch einer da. Ein Tee und das Wetter checken. Heute hat’s Nordwind. Volle Kanne. Vor der Mole schauen wir uns das Ganze an.
Jetzt raus? Nö. Aber auf der Ulalena haben wir nur den Wind bemerkt. Schwell? Gar nichts. Anders währe es in Chania. Dort fährt die ganze Sauce direkt in den Hafen und verteilt sich. So unruhig wie es nur geht. Gut das wir da mit der Ulalena nicht hin sind. Wir klappern die Gassen ab und staunen immer wieder. Wie schön das Ganz doch gepflegt wird.
Auch die Festung, eine auf dem markanten Felsen errichtete venezianische Festung wollen wir Heute auch noch anschauen. Diesen Eingang ist viel zu Steil. Wir müssen hintenrum.
Eintritt frei und so holpern wir über die vielen Steine. Die Aussicht auf die Stadt und das Meer sind umwerfend.
Als die Türken kamen, haben sie die Kirche überbaut und ihre Moschee installiert.
Ganz erstaunlich wie gut erhalten das Ganz ist. Die Stadt schaut wirklich gut zu den ganzen Steinen.
Fertig Steine gucken. Wir brauchen ein Frappee. Store 311 ist unser Favorit und die Stühle werden schon zurechtgerückt. Danke. Coole Beiz und feine Musik. Zurück auf dem Boot wollen wir die ganzen Erlebnisse wieder einmal niederschreiben. Einfach gewaltig. Man macht den ganze Tag nichts und doch füllt man ganze Bücher mit eindrücken.
Am nächsten Tag, das Wetter für den Norden ist erst am Dienstag gut, wollen wir uns noch die andere Seite der Stadt anschauen. Einen wunderschönen Stadtpark suchen wir nun. Am Beck vorbei, der hat sogar am Sonntag Hochbetrieb, ein paar feine Apfeltaschen und Cremeschnitten bepackt, machen wir uns auf die Suche. Da ist ja schon der Eingang. Sieht wunderschön aus.
Setzen uns auf eine Bank und geniessen die Ruhe. An der Front hat es immer, immer so viele Leute. Hier ist es fantastisch gediegen. Dazu verputzen wir die feinen Sachen. Am Nachmittag machen wir die Ulalena fertig zum Auslaufen. Der Motor muss noch gecheckt werden. Alle V-Riemen müssen wieder einmal gespannt werden. Das Öl und das Kühlwasser muss auch nachgemessen werden. Fertig. Dann noch die Windfahne montieren und den Autopilot inspizieren. Noch einmal einen kurzen Spaziergang und dann ab zu unserer Beiz. Der Kellner haut uns jedes mal um. Sein Humor und seine Freundlichkeit ist ausgesprochen ansteckend. Die Karte brauchen wir schon lange nicht mehr und er erfreut uns immer wieder mit Super Ideen. Fein, einfach Super fein. Heute wollen wir noch einen süssen Dessert, so zaubert und spendiert er einen extrem feinen Pudding oder Creme mit Honigheu. Selbstgemacht von der Chefin! Uns platzt fast der Bauch!
Montag, morgen gehts endlich in den Norden. Der Wind stimmt. Auch die Wellen sollen weniger als einen halben Meter haben. Passt doch. So laufen wir dem Badestrand entlang und geniessen den Anblick der Dünung. Wenn das Morgen nur etwas ruhiger ist.
Auf dem Rückweg spendieren wir uns eine Glace bei Hägen Dazz. Tut gut und ist wohlverdient 😉 Am Abend spazieren wir doch noch einmal um die Festung. Doch ein schlechtes Gewissen?
Dann zum letzen Mal zu unserer Beiz. Der Palmenallee entlang.
Schön war es hier, aber wir haben genug von den extrem vielen Touristen. Natürlich, auch wir waren welche für ein paar Tage, aber jetzt, brauchen wir Ruhe. Kythira kann kommen.