Marmaro war wirklich schön. Aber schon um sieben meldet sich der Meltemi mit elf Knoten von Norden.
Die Dünung ist noch nicht so weit und so laufen wir aus der grossen Bucht von Marmaro im Norden von Chios aus. Der letzte Fels und wir können die Segel für den Ostkurs zur kleinen Insel Oinousa setzen.
Von der Fähre werden wir etwas abgedrängt und schon vor zehn sehen wir die erste von vielen Statuen auf dieser wunderschönen Insel.
Wind, Wellen, Strömung weg. Nur noch die Tiefe in der grossen Hafenbucht von Mandraki ist ein Thema. Platz? Hat er reichlich. Aber welches ist der Beste? Ganz, ganz aussen am nördlichen Steg ist es fast ideal. Aber wie tief ist es da? Wir tasten uns ran und bei 2.40 Meter ist die niedrigste Stelle. Cool. Der Nachbar von der grossen Motorjacht sagt nur, wir haben 2.80 Meter, aber du hast ja gar keinen Anker gesetzt. Ja, ja kommt noch, wollte nur schauen. Nochmals nach vorn und mit fast fünfzig Meter Kette sollte nichts schief gehen. Da sitzen wir.
Dieses Dorf ist wirklich beeindruckend. Sie haben scheinbar einfach genug Geld. Super schöne Mole, grosse Villen und Tonnen von Statuen. Das Geld kommt von den vielen Reederfamilien, die hier ihre Häuser haben und viel für ihre Insel tun. Wir wollen gleich los und umrunden das Dorf. Die Dorfältesten zeigen uns den Weg, ist aber steil! Die Aussicht auf der Ostseite umso schöner.
Dann durch die gediegenen Gassen zur Kirche. Gewaltig.
Wir können uns fast nicht satt sehen von den Gassen und Häusern.
Auf der anderen Seite, extrem Steil, rollen wir zum Dorfkaffee. Die kennen uns natürlich schon alle, setzen wir uns hin und erhalten, nachdem ich das Wasser zum Frappee ex trinke, ein zusätzliches Glas Wasser. Der Wirt lacht nur. Uns kommt nur Aris in den Sinn, genau gleich. Zum Znacht setzen wir uns in die gleiche Taverne und der Wirt verwöhnt uns nach Strich und Faden. Es ist Ende Saison und fast keiner mehr da. Touris sehen wir auf jeden Fall keine. So bringt er uns einfach was er gerade auf dem Herd stehen hat. Himmlisch, wir essen einfach nur zu viel von den leckern Sachen!
Am nächsten Morgen wollen wir uns das Museum anschauen. Es soll von zehn bis ein Uhr offen haben. Als wir um halb elf kommen, ist es zu. Wir wollen schon weitergehen, als eine Frau kommt und die Türen öffnet. Sie hat scheinbar auf den anderen Seite nur auf Gäste gewartet und erst dann, wenn jemand kommt, wir geöffnet. Im ersten Stock sehen wir uns die Modellschiffe von der Napoleonzeit an. Gefangene seiner Zeit hatten diese wunderschönen Schiffe aus Knochen, Horn und Holz gefertigt. Gewaltig. Dazu noch die Geschichte der Reeder und ihren Schiffen. Sehr sehenswert.
Eine Flagge hoch über dem Dorf, die muss natürlich bestiegen werden. Dafür werden wir mit der Aussicht belohnt.
Aber halt, es ist nicht der höchste Punkt. Weiter hinten gibt es noch eine Kapelle und von dort sollten wir dann endlich zurück nach Lesbos blicken können. Gaby will nicht, es ist ja nur fünf Minuten. Da ist sie ja schon, nach einer halben Stunde.
Zuerst mal Pause im Schatten und durchschnaufen.
Die Aussicht nach Lesbos. Es hat sich gelohnt.
Wir rollen wieder zurück und sehen diesen grossen Teich. Ja, die müssen wirklich schauen, wie sie zu Wasser kommen. Aber das Ding sollte doch reichen.
Frappee, wir brauchen ein Frappee. Der Wirt stellt mir geradewegs zwei Wassergläser hin und macht uns ohne zu fragen die Frappees. Wow. Danke. Was gibt es denn zum Essen heute Abend? Wollen wir wissen. Er hätte extra Fava und feine Gavros für uns. Gebucht. Dazu einen feinen Wein! Nur wenige Gäste sind da und so geniessen wir die Ruhe, wollen aber trotzdem wissen, wie es in der Saison aussieht. Zu hektisch sagt er nur. Uns passt’s.
Die Westküste wollen wir uns Heute ansehen. Kaum aus dem Dorf können wir nur staunen. Das muss wohl für die Olympiaden von 2004 errichten worden sein!
Mit Hoch, Stabhoch und einem Diskusnetz. Der Wahnsinn! Ja, die haben wirklich Geld. Eigentlich nur schade, dass es vermutlich nie jemand braucht. Aber hier ein Trainingslager, warum nicht? An schönen, menschenleeren Buchten laufen wir vorbei. Es ist einfach nur schön hier.
Nach einer Stunde haben wir genug und drehen um. Das Frappee wartet bestimmt schon 😉 Über den grossen Platz geht’s zur Beiz.
Am Abend erfahren wir, dass es noch ein Kloster auf der Insel geben sollte. Das wollen wir morgen suchen. Zuerst geniessen wir aber den Znacht. Der Wirt hat für mich eine Wilde-Geiss zubereitet. Eine Wucht. Gaby erhält Hühnerfilet mit einem ganzen Teller voller Grillgemüse. Wir platzen fast und können fast nicht bremsen, es ist soooo gut.
Und wo ist das Kloster? Genau, im Westen. Wir waren also gestern nicht weit davon umgedreht. Heute wollen wir weiter. Bei dem Eingang des Klosters machen wir einen ersten Halt.
Zwischen Oinousa und Chios fährt gerade die Fähre durch.
Wir schauen uns den Friedhof an. Noch nie so was schönes und gepflegtes gesehen. Staunen können wir hier nur.
Aussicht.
Und diese Blumen und Sträucher. Gewaltig schön.
Dann wollen wir zum Kloster. Da dürfen wir sicher nicht rein, sagt Gaby mehrmals. Nur mal schauen, sagen ich und rolle sie zum Haupttor.
Es ist gerade ein Nonne am Eingang und sucht Beeren am Wegesrand. Wir begrüssen sie und sie lässt alles stehen und fallen. Kommt, kommt, sagt sie mit einer Handbewegung. Wir folgen ihr. Am Haupttor klopft sie an und deutet uns an, das wir warten sollen. Nach einer Weile kommt die Oberschwester und fragt, ob wir uns das Kloster ansehen wollen. Ja, ja natürlich, aber nur wenn sie Zeit hätten. Ich muss mir kurz lange Hosen überziehen und dann dürfen wir eintreten. Es ist einfach nur gewaltig. Diese Bauten, diese Kirche mitten auf dem Platz und die vielen gepflegten Bäume, Büsche und Blumen. Sie bittet uns in die Kirche. Habt ihr schon mal eine Orthodoxe Kirche von innen gesehen? Ja. Wurde es euch erklärt? Nein. Sie erklärt uns alles. Aufbau, Bilder der Heiligen, der Engel und dem Dom. Sie spricht ein sehr, sehr gutes English und sie kann fast nicht mehr bremsen. Unsere Fragen beantwortet sie ausführlich. Dann wollen wir gehen, aber nein, wir haben ja kein Auto und so müssen wir für den weiten Weg zurück zum Hafen unbedingt vorher etwas Trinken und Essen. Wir setzen uns hin und bekommen Wasser und Süssigkeiten. Dabei erklärt sie uns die Entstehungsgeschichte der Klosters. Die Tochter eines Reeders hat wundersamerweise die unheilbare Krankheit ihres Vaters übernommen und er wurde geheilt. Dieses Wunder nahm der reiche Reeder zum Anlass, ein Kloster zu errichten. Die erste Oberschwester war seine Tochter. Nicht irgendwo, genau hier auf seiner Insel wurde es errichtet. Wir bedankten uns herzlich und gingen voll Bewunderung auf den Heimweg. Die Klosterfelder sahen wir von weitem.
Vor dem Znacht schauten wir vom Friedhof im Hafen, der ein paar Meter höher auf einem Hügel steht, auf die Häuser und den Hafen hinunter. Ja, das ist ein Super schöner Ort.
Bleiben wir noch? Eigentlich gerne, aber das Wetter dreht und wenn wir Chios-Stadt noch sehen wollen, müssen wir morgen weiter. Der Wirt macht es uns nicht einfacher. Zum Znacht bringt uns an diesem Abend eine Fischsuppe, das ist nicht nur ein Teller Suppe. Nein, es kommt noch einen Teller mit Gemüse und einer mit dem Fisch selber. Heute hat er einen Froschfisch in die Suppe getan. Gaby bekommt ein Schweinestifado. Hmmmmm. Morgen, morgen gibt es Honig-Dounats. Wir müssen wieder kommen, sagt er ganz verschmitzt. Geht leider nicht, wir müssen weiter. Ooooo, wir verabschieden uns ganz, ganz herzlich. Vielen Dank für die netten Gespräche, das feine Essen und die grosse, grossen Gastfreundschaft.
Super Bericht. GlG Brigitte und Erwin
Danke!