So wie geplant, legen wir um 11 Uhr von der Marina SailCraft in Oriental ab. Ray, der Rigger, hat ganze Arbeit geleistet und den Baby-Stag schnell und professionell ersetzt. Kurz mit dem Kran hoch und schon sitzt das neue Kabel. Würde das Vorstag brechen, würde dieses kleine Teil den Mast halten. Eine Sicherheit mehr. Es kann natürlich nicht schaden. Die halbe Belegschaft winkt uns beim Ablegen zu. Nochmals Danke für alles!
Die Tide, wenn es überhaupt welche hat, ist auf unserer Seite. Denn beim Ankommen hatte ich nicht so viel “vorig”. Hatte doch ganze 1.60 Meter auf dem Echolot gemessen. Jetzt kommen wir mit lockeren drei Meter aus dem Whittaker Creek hinaus. Es war fast meine grösste Sorge, hier heile herauszukommen. Geschafft!
Über den grossen Neuse River segeln wir gemütlich dem Kanal nach Beaufort, Morehead City entgegen. Ein gutes, ausgezeichnetes Gefühl, wieder unterwegs zu sein.
Alles schaue ich mir an. Den Motor, die Segel, den Masten und auch die Navigation. Auch der Autopilot und die Windanzeige funktionieren tadellos. Der Chef ist glücklich!
Kaum sind wir im Kanal, kreuzen uns kleine und auch sehr grosse Schiffe. Alle wollen scheinbar nach Norden. Wir sind die einzigen mit Kurs Süd. Klar, da unten fängt jetzt zügig die Hurrikansaison an. Momentan ist es ruhig, kann sich aber schlagartig ändern.
Mit zügigem Rückenwind in den Kanal hinein und jetzt bei den grossen, übergrossen Ferienhäuser, die das Ufer zahlreich säumen, müssen wir Motoren. Doch wir kommen optimal voran und auch Erwin hat seinen Spass daran. Vor allem aber an den Häusern mit viel Umschwung.
Um halb vier sind wir unter der letzten Brücke durch und mit einem Aufruf an die Marina, bekommen wir einen guten Platz zugewiesen. Passt wirklich gut.
Doch also ich den Motor abstelle und nach dem Rechten schaue, ist die Bilge voller Wasser. Beim genauen Hinschauen sehen wir, dass der Auspuffschlauch doch sehr, sehr löcherig ist. Der muss raus! Werkzeug hervor und der alte, löcherige Schlauch wird entsorgt. Der neue, “gstabige” wird zurechtgebogen und mit dem Oszillator das Loch vergrössert. Geschafft. Fertig. Hunger. Wir suchen nach einem Restaurant und werden schnell auf der Hauptstrasse fündig. Im Clawson’s wollen wir Rippchen essen. Die Einrichtung sieht schon mal sehr urig aus.
Die Bestellung ist etwas gar gross geraten. Zwei ausgewachsene Stück Fleisch landen auf unseren Tellern. Unglaublich! Schmecken aber nicht schlecht. In der Hälfte muss ich passen. Wir lassen den Rest einpacken.
Am nächsten Morgen muss ich spazieren gehen. Durch diesen kleine, herzige Stadt ist es eine Freude herumzugehen. Gelegentlich entdecke ich amüsante Details.
Doch wir sollten eigentlich los. Die Marina hat ein Auto zur freien Verfügung. Nur auftanken ist die Bedingung. So schnappen wir uns den Schlüssel im Marina-Büro und machen und auf zum abgemachten Termin bei der Immigration in Morehead City. Den Weg finden wir dank dem Navi ohne Probleme, doch mit dem Eingang tun wir uns doch etwas schwerer. Ich muss nachfragen, denn das Büro ist nicht angeschrieben. Eine freundliche Dame empfängt uns, muss sich aber gleich entschuldigen. Ich bin leider allein. Komme gleich. Doch ein paar Minuten später haben wir unsere neuen Dokumente und Stempel und sind nun offiziell in den USA abgemeldet. Auch das Schiff ist ausgelöst. Wir ziehen gleich weiter zum WestMarine-Shop. Der sollte nur ein paar Minuten weg sein. Dort kaufen wir noch die letzten nötigen Sachen ein, wie zwei Rettungswesten. Gleich gegenüber ist der Walmart. Hier decken wir uns noch mit möglichst viel frischem Zeugs ein. Fertig. Wir haben inzwischen alles, um morgen Freitag, 12. Mai 2023 in See zu stechen.
Ich bin überglücklich, dass alles so wunderbar geklappt hat. Nur die Kurzwelle möchte einfach nicht anspringen. Also keine Wetterdaten auf dem Weg in die Azoren. Wir müssen uns auf das inReach von Erwin verlassen. Wir setzen uns in den Schatten der prächtigen Bäume und geniessen die letzten Biere. Auch etwas zu essen bekommen wir hier im Docks.
Wir lesen noch die letzen Anleitungen von WetterWelt und lassen den wunderschönen Abend ausklingen.
Schlafen kann ich natürlich nicht so recht. Zu viele Gedanken, zu viele wenn und aber. Ich bin wirklich super nervös. Haben wir wirklich an alles gedacht? Ist der Zeitpunkt für das Wetter richtig?