Das Datum steht schon fast ein ganzes, ganzes Jahr fest. Der Plan war damals, nach ein paar Wochen wieder zurück nach Oriental zu kommen und weiter in den Norden zu segeln. Leider haben alle Gäste absagen müssen und so wäre ich ganz allein losgezogen. Kann ich das? Will ich das? Nein, ich bleibe noch etwas in der Schweiz. Verschiebe das Ganze aufs 2023 und versuche die Füsse in der Schweiz wieder an den Boden zu bekommen. Der Flug wird auf den 3. Mai 2023 verschoben. Warum, die Hurricane in der Karibik fangen dann langsam an und ich will doch in den Norden! Die Pläne sind gross, bis Maine würde ich liebend gerne.
Erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt. So habe ich urplötzlich eine neue Aufgabe gefunden und dazu noch ein neues Zuhause. Meine Füsse kommen langsam am Boden an und auch meine Kinder und Mutter sind überglücklich, dass ich nicht gleich wieder aufbreche. Was aber mache ich dann am 3. Mai? Die Lust am Segeln ist nach wie vor sehr, sehr gross, aber nicht allein. Auch muss die Ulalena dringend überholt werden. Die ganze Zeit während Corona im Wasser und jetzt an Land hat ihr auch nicht jünger gemacht. Hauptsächlich blättert so langsam aber sicher die Innenverkleidung ab. Aber auch sonst habe ich in der Türkei, das war 2016, das letzte Mal so richtig gebastelt. So ist der Plan, die Geiss nach Europa zu bringen und hier zu renovieren. Italien, Griechenland oder Slovenien? Keine Ahnung. Zuerst einmal muss die Ulalena ein weiteres Mal über den grossen Teich. Von Oriental nach Beaufort, NC und dann über die Bermudas oder direkt in die Azoren. Weiter über Portugal ins Mittelmeer. Grosse Aktion! Aber wer kommt mit? Die Familie will nicht, dass ich wieder allein segle. Ich frage “Meine” Segler …
Spontan meldet sich Erwin, ein Seglerkollege von der Guten alten Zeit in Portoroz. Sicher? Ja, ich hilf dir, ist sein Kommentar. Danke, tausend Dank. Das müssen wir aber schon noch etwas genauer planen. Die Reise, mit dem Flieger und Auto, die Ausrüstung und natürlich das Wetter. Für das Wetter ist schnell WetterWelt von Kiel mit von der Partie. Sie haben mich schon bei der Hinfahrt ausgezeichnet beraten. Für die Ausrüstung müssen wir noch ein paar Dinge zusammen suchen, kaufen. Dann ist noch die Reise. Mein Rückflug ist gesetzt und so muss nur noch Erwin einen Platz buchen. Er kommt mit meiner Maschine, die über Island fliegt. Passt doch. Auch das Auto ist schnell geordert. Aber für den Proviant braucht es etwas länger. Aber auch da sind wir uns schnell einig. Bei der Anzahl ist es schon etwas schwieriger. Doch die List ist bald “genehmigt”. Es geht bestimmt noch lange, bis im Mai. Doch die Abreise kommt schneller, als man glaubt. Und so hole ich am Dienstag, dem 2. Mai, Erwin am Bahnhof in Zürich ab. Bei Oma kommt er für eine Nacht unter. Schönes Wiedersehen!
Am nächsten Tag verabschieden wir uns von der Schweiz und hüpfen nach Island. Mit etwas Verspätung heben wir von Kloten ab.
Doch es wird etwas gar eng. Doch in Reykjavik wartet zum Glück unser Anschlussflug und so landen wir bald in North Carolina. Ganz in der Nähe vom Flughafen Raleigh lassen wir uns vom Hotel-Shuttle abholen. Beziehen das Zimmer und laufen zum Reschti in der Nachbarschaft. Ein feiner Salat wäre jetzt genau richtig. Denn im Flieger hat es nichts zu futtern gegeben. Meine Sandwiches haben zwar gereicht, doch die Alufolien hätte ich lieber im Flieger lassen sollen. So werden wir gefilzt! Natürlich findet sich bei mir was! Ausgerechnet die Trockennahrung von meinem Sohn wird schön säuberlich entsorgt. Die Kekse sind dafür kein Problem.
An Schlafen ist fast nicht zu denken oder nur ganz kurz und wir sind wieder wach. Zmorge gibt aber erst später. Etwas gar viel Plastik bekommen wir dann vorgesetzt und schmeckt auch nicht besonders. Aber was in den Magen benötigen wir für die knapp drei Stunden Fahrt nach Oriental auf jeden Fall. Zuerst noch den Wagen beim Rental abholen und schon cruisen wir mit unserem roten Ding nach Osten. Dann ein Halt in New Bern für eine SIM-Karte für Erwin und vor allem, ein erstes Mal einkaufen. Die Liste ist gross und ausser Brot, richtig gutem Brot, finden wir fast alles. Der Kofferraum ist schnell voll und es wird fast etwas knapp mit dem Platz, haben wir ja immer noch das Gepäck dabei.
Endlich sind wir da! Auf dem Gelände der SailCraft. Die Ulalena wurde etwas verschoben, doch sie sieht gut aus. Jennifer, Eric und Mike begrüssen uns freundlich. Doch dann der Schreck, habe ich doch tatsächlich den Schlüssel vergessen! Das darf doch nicht wahr sein! Doch, doch zum Glück hatte ich den Zweitschlüssel der Werft abgegeben. Puuuuhhh! Schwein gehabt. Habe schon den UPS Wagen vor mir gesehen, der von der Schweiz das “teure” Ding liefert.
Wir nehmen das Schiff in Beschlag und lüften mal ordentlich. Doch es stinkt, es stinkt gewaltig. Ich reisse alle Lücken auf und auch die Bodenbretter werden hochgeklappt. Wasser! Haufenweise Wasser in der Bilge! Bravo! Doch so unerwartet ist das nicht, hat mich die Werft angeschrieben, dass von einem unbekannten Ort Wasser ins Boot kommt. Es ist kein Regenwasser, war das Ergebnis deren Untersuchung.
Endlich finden wir die Ursache! Ein Schlauch oder besser ein Übergang von Schlauch zum Metallrohr ist leider abgefallen und hat den ganzen Wassertank in die Bilge geleitet. Schöne Schweinerei. Es braucht ein paar Kübel, Essig und Tücher, bis das Ganze einigermassen trocken und vor allem sauber ist. Doch sonst scheint alles okay zu sein. Die Batterien sind voll und alle Geräte, die wir in Betrieb nehmen scheinen zu funktionieren. Doch die Reinigung dauert und dauert.
Wir checken alles durch und finden immer mal wieder etwas Kaputtes. Wie eine Steckerliste, die sich von der Sonne aufgelöst hat.
Auch die Post, hatte natürlich ein paar Sachen bestellt, sind allesamt angekommen. Zum Teil einfach ins Cockpit gelegt. Schade! Auch das geflickte Bimini wird montiert und der Fokker, also der Windgeni, wird wieder in Betrieb genommen. Die neuen Kugellager passen perfekt! Dazu wird auch das Essen genau aussortiert. Weg und fort, was abgelaufen ist. Doch am Abend machen wir auch mal Pause und geniessen die Stimmung in der Marina. Wunderschön hier, einfach wunderschön.
Es ist bereits Samstag. Es gibt immer noch viel zu erledigen, testen und zu putzen. Dazu endlich die neue Rettungsinsel montieren. Sie passt wirklich ganz genau und mit einem Brett wird sie am alten Standort “versenkt”.
Auch der nahe WestMarine-Shop und der Hardware-Store im Dorf wird immer mal wieder besucht. Das Wasser im Tank wird nun entleert und neu aufgefüllt. Zur Sicherheit demontiere ich auch noch das WC, um die Borddurchgänge richtig zu prüfen.
Dazu meldet sich auch das Wetter mal wieder. WetterWelt vermeldet gute Aussichten für einen allfälligen Start. Nächste Woche sieht es gar nicht so schlecht aus. Wir müssen ins Wasser, damit die Segel, das Rigg und vor allem den Motor testen können. So nehme ich den Montagmorgen Termin dankend an. Um neun Uhr soll der Kran kommen. Aber jetzt muss ich eine kurze Pause machen oder besser ins Office und die Dinge zu Hause richten. Wir haben einen Super-Platz in der Marina gefunden. Hier lässt es sich aushalten und vor allem, wir haben Wi-Fi!
Schlussspurt am Sonntag. Die Logge muss noch rein und auch der ganze Motor kurz gescheckt werden. Sind auch alle Schrauben, Schellen und Schläuche fest? Auch Diesel-Tod füllen wir noch ein. Öl gut, Riemen fest, Kühlwasser in Ordnung und der Autopilot tut auch seinen Dienst. Ich mag langsam nicht mehr. Die Liste wird immer länger und wir kommen fast nicht mehr nach. Doch am Abend sind wir fertig für die Wasserung am nächsten Tag.
Der Abend wird zauberhaft schön. Eigentlich sollten wir bleiben und das Ganze noch eine Weile geniessen. Doch das Wetter wartet nicht.
Dann ist es so weit, der Kran kommt und hebt das kleine Ding ins Wasser. Check! Alles dicht und kein Wasser mehr 😉
Wir ziehen die Ulalena gleich nebenan und machen sie fest.
Anschliessend starten wir den Motor. Hust, rülps, paff und er läuft! Wunderbar. Nachfolgend kommen die Segel angeschlagen. Auch das klappt ohne Probleme. Das Gross ist schon drin und das Hochziehen geht problemlos. Der grosse Einkauf muss auch noch heute sein. Dazu Diesel als Reserve und den Haupttank auffüllen. Den Morgen geben wir das Auto ab, dann muss alles Schwere und weiter Weg liegende, erledigt sein. Das Auto ist voll und auch mit dem Wasser haben wir sicher nicht gespart.
Jetzt muss es nur noch eingeräumt werden. Zum Glück sind wir zu zweit und im Nu ist das ganze Material verstaut. Dann noch der Diesel. Die Kanister befestigen und einer noch in den Tank.
Darüber hinaus sind noch zwei grosse, wichtige Probleme zu lösen. Das Baby-Stag ist defekt. Also eine Kardele ist abgebrochen und wir denken, die muss noch ersetzt werden. Mal Eric fragen. Dann rünnt der Abgasschlauch vom Motor! Ich habe doch einen Ersatz im Gepäck mitgeschleppt und diesen sollten wir noch ersetzen. Aber zuerst fahren wir nach Beaufort und schauen dort. Gute Nachricht von Eric. Ray macht morgen früh ein neues Stag rein. Er hat alle Materialien dafür. Perfekt. Das Auto ist zurück, alles Futter und Wasser gekauft und Platz? Ja, Platz haben wir fast keinen mehr. Alles verstaut und ready zum Ablegen. Danke für alles! Danke für euren Einsatz. Wir verabschieden uns von dieser hilfsbereiten Werft. Beaufort wir kommen!