Eine Super ruhige Nacht habe ich hier in der Bucht nahe der kleinen Insel Brown verbracht und dazu noch einen grossen, hellen Mond. Den Motor schaue ich mir etwas genauer an. Der Ölstand ist gut, die Riemen sind gut gespannt und auch das Kühlwasser passt. Anker hoch und ab geht die Post. Die Strömung ist gerade auf meiner Seite und stösst mich in das Inlet von Georgetown, der Winyah Bay. Die letzen Meilen bis dorthin, geniesse ich die grandiose Aussicht auf die Natur. Genuss pur, wenn nur nicht der Motor so lärmen würde 😉
Die Bäume mit dem typischen spanischen Grass ist eben schon was fantastisch.
Dann sehe ich aus dem Augenwinkel ein Vogel auf den Bäumen. Der ist aber gross und suche nach dem Handy. Zeit für die grosse Kamera habe ich gerade nicht und so ist das Wappentier der Staaten nur winzig zu sehen. Doch ich habe wieder mal einer dieser stolzen Vögel in der Natur sehen dürfen. Hammer!
Ein paar Meilen weiter biege ich in die Bucht ein und lasse mich regelrecht ins Meer hinaus treiben. Nur noch ein kleines Hindernis, dann habe ich das letze Seezeichen hinter mir.
Diese Staubsauger sieht man immer mal wieder und sie sind dringend nötig, den ganzen ICW von Florida bis Norfolk auf Tiefe zu halten. Jetzt habe ich diese Sorgen nicht und ziehe endlich die Segel hoch, Motor weg und herrliches Segeln. So geht der Kurs in Richtung Cape Fear. Dieses Ding muss wegen der grossen, langen Untiefen grosszügig umfahren werden. Der Wind kommt immer besser und so rauche ich schon bald mit über sechs Knoten dem Kap entgegen. Dann ein Funkspruch von meinen lieben Freunden, die mir die Sache mit dem Blutmond erzählen. Soll heute Nacht besonders ausgeprägt sein. Das ist ja wunderbar und bei diesem wolkenlosen Himmel sicher genau beobachtet werden kann. Vorerst geniesse ich aber dieses Gurgeln und bewundere den fantastischen Sonnenuntergang.
Leider lässt der Wind immer mehr nach, doch als Entschädigung tritt der Mond in den Vordergrund. Ich kann mich fast nicht satt sehen. Vergesse sogar fast das Schlafen, Ausruhen.
Diese Umrundung zieht und zieht sich fast die ganze Nacht hin. Aus einem unbekannten Grund bremst es bei diesem Eck. Halt ein richtiges Kap. Als die Sonne am nächsten Morgen aufgeht, ist es endlich geschafft. Bin ohne Probleme herum, habe aber massiv Zeit verloren und die Ankunft in der geplanten Stadt ist fast nicht mehr bei Tageslicht zu erreichen. Setze mich intensiv an den Rechner und plane die Möglichkeiten. Was soll ich? Wohin soll ich? Da übernimmt mich die Panik! Eines ist ganz klar, ich muss an Land. Muss unter die Leute und was festes unter meinen Füssen spüren. Ich bin rat- und sprachlos. Das hatte ich ja noch nie. Doch hier draussen ist es so ganz allein besonders schwierig, ruhig zu bleiben. In null Komma nichts drehe ich am Rad, ja sprichwörtlich am Steuerrad und ändere den Kurs auf das nächste Inlet. Ich muss ein neues, nahes Ziel haben und das sollte in drei, vier Stunden zu erreichen sein. Masonboro Inlet ich komme. Der Wind hat zum Glück etwas zugelegt und so kann ich mit halbem Wind meinen Kurs direkt auf die Einfahrt legen. Schon etwas besser. Renne auf und ab. Navigation, etwas essen, trinken und versuche zu lesen. Geht nicht. So schaue ich gespannt aufs Land und versuche die Einfahrt zu erhaschen. Done! Gegen Mittag rausche ich mit viel Wind der ersten Tonne entgegen. Den Motor lasse ich mitlaufen, denn ich bin ja zum ersten Mal hier und kenne das Ding überhaupt nicht. Alles perfekt – fast, der Motorenalarm heult und zeigt eine saftige Überhitzung an. Neiiin, auch das noch. Abdeckung des Motors weg und der Riemen der Wasserpumpe dreht, aber rutscht durch. Sch …. Jetzt bin ich gerade mitten in der Einfahrt und benötige das Ding unbedingt! Abstellen kann ich nicht, doch das Problem löst sich rasch. Die Pumpe verrichtet wieder seinen Dienst und so kommt auch mein Puls langsam in normale Werte. Durchatmen! Die Einfahrt hoch und einen ruhigen Platz suchen. Passt alles und mitten in der Stadt Wrightsville Beach lass ich den Anker auf etwas mehr als vier Meter runter. Happy, mega happy. Hüpfe gleich aufs Dach und lasse die Banane ins Wasser. Nur noch kurz schauen, wo ich an Land kann und schon rudere ich dem öffentlichen Steg entgegen. Laufen, laufen. Herrlich. Alles ist wieder auf normalen Level.
Mann tut das gut. Erleichtert und doch mächtig erschrocken rufe ich meine Familie an und auch einen lieben Freund. Alle reden mir extrem einfühlend zu. Ich kenne das einfach nicht und kann es dementsprechend nicht kontrollieren. Einsamkeit pur! Doch jetzt weiss ich ganz genau, dass ich dagegen tun kann und das ist doch eine wohltuende Sache. Es wird langsam dunkel und ich rudere ganz entspannt aufs Boot zurück. Aufs Dach mit dem Dinghy und etwas keines Essen. Dazu noch die Planung für morgen. Der Wind will nicht so recht und dazu für meine “Attacken” ist es sicher besser, dem Kanal zu folgen.
Der nächste Morgen kommt und der Wind hat sich verabschiedet. Ja, währe eine coole Fahrt nach Beaufort gewesen. Alles bereit und um halb Acht schmeisse ich den Motor an. Ready und Anker hoch. Alle Kette ist schon drin und nur noch den Pickel hineinziehen. Rums! Macht es nur und die Ankerwinde liegt neben sich. Sie ist einfach von ihrem Sockel gehüpft und somit kann ich es vergessen, weiterzuziehen. Schock!
Die Kette lasse ich wieder raus und stelle zunächst den Motor ab. Ich muss mich setzen und überlegen. Es hat ja etliche Marinas in der Nähe und da gibt es sicher Hilfe. Die Banane ins Wasser und an Land. Auf der Karte habe ich noch schnell alle Adressen der verschiedenen Marinas notiert. Kurz darauf stehe ich vor der Ersten und bitte um Hilfe. Ja, sicher machen wir so etwas, da weiter hinten haben wir die Serviceabteilung. Super. Leider können mir die nicht helfen und verweisen mich an 2-3 weitere Stationen. Geben mir noch die Telefonnummern. Genialer Service, denke ich und setzte mich draussen in den Schatten. Die erste Werft ist auch sehr hilfsbereit und will mir helfen. Kommt doch mit deinem Boot nach Wilmington hoch, dann schauen wir uns das Ganze an. Doch wir haben momentan wirklich keine Zeit. In drei Wochen könnten wir das machen. Was? Drei Wochen? Ich bedanke mich und hänge auf. Ratlos setze ich mich in die nächste Beiz mit Wifi und rufe meine Freunde an. Selbst machen! Genau! YouTube hilft sicher und das mit dem Epoxy habe ich sogar auf dem Boot und auch selbst angewendet. Nicht allzu viel, doch das kann sicher nachgekauft werden. Suche nach einem Shop und schaue mir die Anleitung von SVB genau an. Die Westmarine ist zum Glück gleich nebenan und mit der Einkaufsliste mache ich mich sogleich auf den Weg. Ein halbe Stund später stehe ich vor sehr hilfsbereiten Mitarbeiter von Westmarine und poste alles, was so eine Reparatur benötigt. Hey und sie haben wirklich alles vor Ort! Happy, extrem glücklich, laufe ich zum nahen HomeDepot. Dort erstehe ich ein Akku-Oszilator Ding. Dazu noch ein paar Bretter, die eigentlich Restware sind und der freundlich Herr sogar extra auf meine Maase zuschneidet. Habe eine Aufgabe und bin nach dem ersten Schock sehr zuversichtlich, dass ich das auch ohne Warten und fremde Werft stemmen kann. Dazu bieten mir meine Freunde, die schon und Morehead sind, ihre Hilfe an. Wow, ist das heiss. Setze mich ein Kafi und lasse mich mit einem dieser kalten Dinger verwöhnen. Zurück auf dem Boot schaue ich nach der Winde und reisse das Ding einfach raus. Sieht nicht gerade schön aus, doch es sollte ohne Problem machbar sein, denke ich mir voller Zuversicht.
Hunger! Habe ich einen Bärenhunger. Die Sonne ich schon weg und ich rudere nochmals an Land. Hier wird gerade gewählt. Lustige Sache.
So setze ich mich in ein feines Lokal in der Nähe und lasse mich nach strich und faden verwöhnen. Ich bin ausserordentlich zufrieden mit mir, trotz der anstehenden Reparatur und dazu noch das Einholen der ganzen Kette und Anker morgen. Aber hey, ich bin nicht der Erste, der so was macht und überhaupt ….. Morgen versuche ich dieses Kunststück und fahre den Kanal hoch nach Morehead, wo meine Freunde mir einen Platz vermitteln und ich sogar buchen kann. Gute Nacht, ihr lieben Sorgen!