Echt! Ich bin viel zu früh dran. Ebbe ist um neun und ich bin schon von Great Guana Cay los und die paar Meilen zur Insel Man of War unterwegs. Nur, nur ganz wenig Segel, etwas Genua hänge ich raus und gurke doch recht zügig gegen Osten. Das Segeln ist ja das eine, die Einfahrt und vor allem der sehr, sehr untiefe Kanal macht mir doch etwas Sorgen beim runtersegeln. Die Sandbank auf dem Weg vor MoW ist mehr als zwei Meter und ich beachte sie fast nicht. Doch Achtung! Bei genau deren zwei Metern, werde ich stutzig. Den Sand kann man ausgezeichnet sehen, ja fast berühren und hat eine so intensive Farbe! Unglaublich, dass ich da ohne Weiteres durchfahren kann. Ich bin guten Mutes, doch habe ich ja gemerkt, dass ich viele unnötige Fehler mache. War das heute einer zu viel und ich bleibe mitten im Kanal stecken?
Die Sausefahrt ist vorbei und genau bei Ebbe erreiche ich die sehr schmale Einfahrt zur Nordbucht. Die schmale Engstelle finde ich auch nur schlecht, die Genua ist schon weg und mit Motor suche ich das Ding zu treffen. Rein damit. Tiefe? Passt mit 2.30 Meter doch recht gut. Endlich ist Ruhe vom Wind und ich fahre ganz, ganz langsam den Kanal hoch. 1.90 Meter ist okay, als das Echolot dann aber fast konstant bei 1.70 Meter sitzen bleibt, traue ich fast nicht mehr zu atmen. Gut, ich habe immer noch ganze fünf Zentimeter, doch es ist schon überaus knapp. Drin! Bin drin. Genau wie es in der Karte stehe. Hat sie also doch recht gehabt 😉 Mache den Anker klar und suche nach einem geeigneten Platz. Sieht nicht so gut aus oder die Tiefe ist einfach zu knapp. Also versuche ich eine Boje zu erwischen. Etwas eng beieinander die Dinger, doch endlich hänge ich dran. Darf ich da überhaupt?
Anrufen? Nö, heute noch nicht. Will ich doch ein paar Tage bleiben und endlich etwas Ruhe, Gelassenheit, Abstand finden. Ich muss mir keine Gedanken wegen des Ankers machen und auch keine Sorgen wegen des Wetters. Mache meine Büx noch mit allen Sicherheiten fest und Pause. Dabei kommen doch tatsächlich zwei Delfine vorbei, als ich gerade das Wasser auf den Ofen stelle. Hoi Gaby! Danke, dass du nach mir schaust. Zmorge hatte ich ja durch mein “spontanes”, frühes Aufbrechen noch gar nicht und geniesse es jetzt doppelt, im Cockpit zu sitzen und die ganze Stadt, Dorf, Bucht auf mich wirken zu lassen. Bin voller Vorfreude nach dieser neuen Insel und das ist es, was ich benötige. Raus aus dem Loch und rein in Abenteuer. Dinghy klarmachen und schon rudere ich an Land. Es hat sogar einen Schwimmsteg und es ist herrlich, da festzumachen und ohne klettern oder raufziehen an Land zu kommen. Viel los ist heute Samstag ja überhaupt nicht.
Finde einen Laden und gleich daneben ein Kafi. Hüpfe geradewegs rein. Ein herrlich schmeckender Kafi mit einem Stück Kuchen. Bin ich im Himmel? Dazu die neuen Wetterdaten und E-Mail checken. Herrliche Stimmung in diesem überaus schmucken Haus. Es stellt sich sogar raus, dass die Besitzer die Schweiz kennen und überdies im Sommer dort in ihr Haus umziehen. Wow, was für eine Überraschung. Es beherbergt auch noch ein Museum, aber ich habe keine Zeit mehr, alles anzuschauen. Die Beiz schliesst gleich und so werde ich fast herausgeworfen. Ich habe ja noch Wi-Fi, doch auch das stellen sie dummerweise gleich nach der Schliessung ab. Hmm. Ein paar Dinge im Laden einkaufen. Dann rudere ich zurück zur Ulalena, die Besuch bekommen hat. Viel Besuch und erst noch sehr, sehr nahe. Frage nur kurz, ob alles okay ist und ob sie vor Anker sind. Ja, ja. Keine Regung oder Gedanke, dass sie etwas gar nach an meiner Boje geankert haben!
Die Nähe stört mich nicht einmal, doch als sie Baseball in voller Lautstärke schauen, wird es mir doch etwas zu bunt. Wie habe ich das wieder verdient? Morgen sind sie weg, ist meine einzige Hoffnung. Und so ist es. Der Wind hilf auch noch etwas mit und so schlafe ich endlich ruhig, ruhiger 😉
Oh, ganz vergessen. Als ich erst gerade an der Boje fest war und durchatmen konnte, wurde ich an den Funk gerufen. Alte Bekannte von der Karibik haben mich auf dem AIS gesehen und sind ganz in der Nähe. Wir verabschieden uns für morgen oder übermorgen. Zuerst aber gibts Zmorge und dann vertiefe ich mich ins Blogschreiben. Wieder viel passiert und es tut einfach gut, das ganze Erlebte niederzuschreiben. Lade das Geschriebene mit den vielen Fotos hoch. Halt, das ist noch ein Fehler, noch ein Bild falsch und endlich alles bestens. Rudere an Land und laufe den langen, menschenleeren Strand entlang.
Leute? Andere Leute oder auch nur Hunde? Nicht, keiner, nada. Wie kann man nur, nicht hierherkommen, denk ich mir nur und schiesse ein paar weitere Fotos.
Der Wind auf dieser Seite ist ziemlich wild und peitscht das Wasser ganz ordentlich hoch auf den Strand.
Ich, auf der anderen Seite liege absolut ruhig. Verrückt.
Es ist Sonntag und die Kirchgänger laden mich spontan ein, doch auch kurz in die Kirche zu kommen. Gospel ist angesagt. Sie singen und predigen aus vollem Rohr. Wunderbar, mal ein paar andere Gedanken aufzuschnappen. Lauf zum Dinghy und schreibe noch fast bis zum Sonnenuntergang. Fertig! Dunkel!
Heute gibt ein guten Zmorge. Viele Eier und Butterbrot. Dabei stelle ich fest, dass ich gar keine Butter gekauft habe. Oder doch? Es ist auf jedenfalls rein pflanzlich. Schmeckt gar nicht so schlecht. Doch der Toast ist eben schon etwas lahm. Schau nach den Bekannten, sie sollten heute in die Bucht kommen. Kein Boot ist gekommen, so rudere ich mit meiner Banane an Land. Da sind sie schon und schiessen mit ihrem Dinghy zu mir heran. Schön euch zu sehen und verabreden uns für den Nachmittag. Vorher will ich noch die andere Seite erkunden. Laufen, laufen und abermals Laufen hilft mit wirklich, den Kopf frei zu bekommen.
Und bei so einem Strand, Landschaft, Rauschen, ist das überhaupt kein Problem.
Vor allem faszinieren mich diese Bäume am Strand. Ich kann mich fast nicht satt sehen von all den Farben und Formen.
Umrunde fast die ganze Insel und treffe dann die Bekannten. Schweizer und einfach mega schön zu reden, wie einem der Schnabel gewachsen ist und etwas zu klönen. Herrlich. Danke für euren spontanen Besuch ihr zwei.
Dann müssen sie los und ich gurke zurück und mache einen feinen Salat zum Znacht. Schlafe ohne Nachbarn endlich sehr tief und lang. Dienstag, endlich wieder Wi-Fi und endlich wieder einen feinen Kafi geniessen.
Was, schon wieder fertig? Sie schliessen schon um 11 Uhr. Kein Problem, so laufe nochmals durch die Strassen und an den schönen Strand. Die Blumen sind einfach traumhaft schön. Muss stehen bleiben und schauen, riechen, staunen.
Heute ziehe ich noch etwas weiter. Wollte eigentlich gar nicht so lange bleiben, tat aber extrem gut, mal eine wirkliche Pause einzuschalten und ruhig an einer Boje zu hangen. Es ist Mittag, die Tide hoch genug und weiter gehts zur nächsten Insel oder ist es das Festland?