Mann! Habe ich tief geschlafen. Doch so richtig angekommen bin ich noch lange nicht. In der Nacht hat es geschüttet wie blöd und ich wurde fast wieder geduscht. Der klitzekleine Pilz über meinem Bett ist einfach undicht und wenn das Wasser etwas mehr als normal ist, rünnt das Ding. Decke auf die Seite, das Badetuch darunterlegen und weiterschlafen. Kurz vor acht bin ich wach! Freue mich, endlich nach Green Turtle zu kommen und vor allem, einzuklarieren. Lassen die mich trotz der massiven “Verspätung” überhaupt rein? Schaue aufs Meer, das extrem türkis Meer und bin eigentlich extrem zufrieden. Einen Tee und Oldfashioned Oats mit einer Banane! Das gibt Power für den ganzen Tag. Anker hoch und weg bin ich. Kaum in tieferen Gewässer, es ist immer noch sehr flach und nur gerade vier Meter tief, kommt auch schon der Regen angebraust. Denke, hoffe das er hintenrum geht. Falsch gedacht, es erwischt mich voll. Alles dicht und mit dem Autopilot ich Richtung Green Turtle segeln.
Muss sogar noch etwas Gas wegnehmen, denn ich erreicht schon bald das Ankerfeld vor der Stadt. Regen weg, Anker setzen und … alles vergessen. Vor lauter Freude vergesse ich den Anker einzugraben und die Luken zu schliessen. Aber den Kopf habe ich dabei und natürlich alle nötigen Unterlagen. Das Dinghy, das ich gestern noch mühsam zusammengebaut habe, werfe ich ins Wasser, alles rein und los geht die Ruderei. Was für eine Genugtuung, endlich angekommen zu sein.
Ich stehe auf dem Steg und kann es einfach noch nicht fassen. Es war Mitte Dezember im grössten Tief, habe ich mir diesen Plan zurechtgelegt. Ob ich ihn schaffen werde, lag noch in den Sternen. Und jetzt. Angekommen!
Die Suche kann beginnen. Wo ist die Immigration? In den Unterlagen kann man lesen, man soll sich an die Mole hängen und direkt zum Zoll gehen. Doch hier ist nix! Laufe kreuz und quer durch die mit grossem Charme durchzogene Stadt und finde nichts. Frage einer der mit dem Velo daherkommt und er stellt sich zuerst vor, ich bin Andrew und meine Frau weiss das bestimmt. So folge ich ihm zu seinem Haus und seine Frau hängt sich ans Telefon. Fünf Minuten später ist der Fall klar, Morgen geht es erst weiter, denn die Beamten sich schon weg und ich müsste dann um neue in der Green Turtle Marina sein. Dort hat sich die Immigration ein neues Büro zugelegt. Perfekt! Vielen herzlich Dank ihr beiden. Ich muss laufen. So umrunde ich in der Mittagshitze den ganze Black Sound und natürlich die Stadt New Plymouth.
Jetzt wird mir so richtig bewusst, wieviel Glück wir im 2019 in Beaufort hatten. Denn dort hatten wir um unser Boot gebangt, was der Hurrikan Dorian dort wohl anstellen wird. Doch hier auf den Abacos war zu diesem Zeitpunkt gerade die Welt für zwei Tage untergegangen. Der heftige Wind und die Sturmflut machten diesen Ort für zwei Tage zur Hölle. Jetzt sah man natürlich immer noch gewaltige Schäden. Die Leute bastelten die ganze Zeit an ihren Häusern, Stegen und tausend anderen Sachen. Alles Material musste zuerst vom Festland oder Nassau hier hergebracht werden und jetzt wird es fast Tag und Nacht verbaut. Natürlich frage ich Andrew nach dem schwarzen Tag und er sagt nur, es ist eine grosse Change für uns, etwas Neues zu erschaffen. Keinen Funken negatives Gut! Schon erstaunlich und sehr beeindruckend. Wie schon in den BVI, wo wir uns Gedanken machten, überhaupt dort hinzusegeln, ist es für die Einwohner sehr viel Wert, die schönen Sachen zu zeigen und überhaupt hierherzukommen.
Finde ein offenes Resti und setze mich rein. Ein feines kühles Kalik und ein Vanille-Kuchen verdrücke ich mir. Wifi, haben sie leider nicht. Also immer noch keine Verbindung. Muss es halt bis morgen warten 😉 Schlendere langsam zurück zum Dingi, das sich durch die Tide fast aufgehängt hat, bin irgendwie noch nicht ganz bei der Sache, und rudere gemütlich zurück zur Ulalena. Einen feinen Salat bastle ich mir und zum Abschluss ein Gin Tonic mit ein paar Oliven. Sitze auf dem Balkon und lass es auf mich wirken.
Schon ganz nervös wache ich auf, ich bin zu spät dran. Es ist schon fast acht Uhr und um neun sollte ich ja in der Marina sein. Dazu das Rudern und ca. eine Stunde laufen. Alles einpacken, und nochmals kontrollieren, dass ich alles beisammen habe, abschliessen, Dingi herunterlassen und rudern. Herrlich! Setze das Teil an den Strand uns renne fast los. Übersehe aber die wirkliche Schönheit des Dorfes.
Einfach hammerschön hier. So laufe ich der Bay Street entlang in Richtung White Sound.
Glücklich, endlich mal wieder zu laufen. Fühlt sich ausgezeichnet an und die Hitze ist noch etwas weg. Komme aber nicht weit, da bremst ein Auto und kommt rückwärts auf mich zu. Guten Morgen Andy, sagt Andrew und entschuldigt sich, dass er mich nicht gleich erkannt hat. Komm, steig ein, ich bringe dich hin. Danke dir vielmals und er wünscht mir viel Glück mit dem Papierkram. Etwas zu früh dran, macht nichts, ich freue mich auf einen Zmorge im Resti.
Setze mich hin, bestelle ein paar Eier, Kaffee und das Wifi Passwort. Endlich wieder Verbindung. Damit kann ich endlich das Wetter mal wieder überprüfen. Wie sehen die nächsten paar Tage aus? Kein Thema, nur dass der Wind auf West dreht und ich dann in Richtung Marsh Harbor segeln sollte. So kann ich sicher noch ein paar Tage hier bleiben und ankommen. Punkt neun stehe ich vor der Schlange. Klar bin ich nicht der einzige. Setzte mich in den Schatten und hören den anderen Segler zu. Eine davon ist ganz aufgelöst, ich kann das nicht ausfüllen, was ausfüllen? Die ganze Immigration muss im Netz ausgefüllt und bestätigt werden, erst dann kann man rein! Uuu zum Glück habe ich den Laptop dabei und fülle das Ganze aus. Fertig! Meine Nachbarin ist am Verzweifeln, sie bekommt das nicht hin und ich in ein paar Minuten. Ich helfe ihr. Der nächste – gehe rein und? Das vergessen, hier noch was zu addieren und was ist mit dem Dinghy? Wieder raus und anpassen. Gemacht, wieder rein, da fehlt noch das Health Visa, anhängen und bezahlen. Natürlich alles Online. Geschafft. Erledigt. Glücklich. Der Stempel knallt in den Pass und fertig! Ich bin hier, bin angekommen, offiziell.
Setze mich gleich in den Schatten und Surfe was das Zeugs hält. Bank, eMail und natürlich die Familie und Freunde von meiner Ankunft informieren. Pause. Fast, dann hänge ich mich ans Telefon und so planen wir die Ankunft von meiner Tochter, ihrem Freund und ihrer Freundin. Der Flug wird gebucht! Ich bin im Hoch, überglücklich! Das alles fast so wunderbar klappt. Schliesse den Deckel und spaziere zurück in die Stadt. Happy, einfach happy. Aber langsam kommt das Loch. Unaufhaltsam kommt das grosse Loch. Ich kann es nicht so recht fassen. Eigentlich bin ich hier im Paradis. Alles hat bestens funktioniert und doch ist da ein riesen Loch. Seit November bin ich in Extremis angespannt, habe alle Sachen voll durchgezogen und jetzt, wo ich es erreicht habe – leere! Musste ja so kommen, denke ich mir und zum Glück, kann ich laufen gehen.
Auf dem Rückweg poste ich mir noch ein paar frische Sachen und rudere zum Boot zurück. Erschlagen! Muss mich zuerst setzen und auf das wunderschöne Meer schauen, mich kneifen und mir einreden – du bis in den Bahamas, auf den Abacos!
Am nächsten Morgen gibt es frische Gipfeli, Butter, he das ist ja gar keine Butter, das ist pflanzlich Butter, wer hat den das gekauft, schmeckt aber trotzdem Super. Dann ziehe ich die grosse Blache hoch und mache mich an die Arbeit, die Pilze neu abzudichten. Reinigen und neu verschmieren. Fertig. Auch das Küchenfenster wird noch bearbeitet. Dieses Geschmiere! Die ganzen Hände sind voll, aber hoffentlich alles wieder dicht. Um drei Uhr rudere ich doch noch an Land und laufe durch die Stadt. Schaue mir den Strand an.
Sehe, finde immer mehr und sogar eine Beiz. Setze mich rein und bestelle einen Fischburger. Dazu geniales Netz.
Es sind viele Sachen zu erledigen. Büro halt! Muss halt sein, auch im Paradis 😉 Der Wind weht durch die Fenster und es ist so richtig nett hier. Es ist schon sechs, als ich endlich abschliessen kann. Spaziere zurück und rudere gedankenversunken zur Ulalena.
Mehr oder weniger war ich gestern näher am Ufer, der Stadt, denke ich mir beim Rudern nächste Tags. Schaue auf die GPS Daten und siehe da, 50 Meter weiter weg. Hält der Anker überhaupt? Da wird mir erst bewusst, den hatte ich nicht eingefahren und auch danach schauen, tauchen, habe ich auch nicht. Zum Glück ist genug Platz. Mache einen kleinen Spaziergang und finde mich im Treasure Tree wieder. Ist noch nicht offen, so setzte ich mich draussen hin und rede mit dem Eigner. Verrückter Typ, aber wirklich sympathisch. Beiz auf und rein ans Netz, Essen, Trinken. Plane die nächsten Tage und was ich noch anschauen sollte, bevor ich dann wirklich nach Marsh Harbor gehe. Auf dem Nachhauseweg staune ich aber dem Wetter. Einfach genial, wie das wieder aussieht.
Es ist schon Donnerstag! Morgen wechselt der Wind auf Süd, dann muss ich los. Aber heute geht es mir nicht so gut. Gar nicht so toll. Packe alles Sachen zusammen und plane rund um die Insel zu laufen. Einfach herrlich, in der Morgenstimmung zu laufen. Die Temperatur ist wunderschön, angenehm und brennt noch nicht so stark. Es halten unzählige Autos, Lastwagen und natürlich Golfkarts an und wollen mich überreden, einzusteigen, mitzufahren. Denn, wie immer, bin ich natürlich der einzige, der zu Fuss unterwegs ist. Ich brauche es jetzt einfach, um den Kopf zu lüften. Auf der anderen Seite erklimme ich, es sind nur ein paar Meter höher als das Wasser, einen Hügel und geniesse die Aussicht über die gesamte Insel.
Jetzt bin ich angekommen, jetzt begreife ich langsam, wo ich bin und vor allem, was ich erreicht habe. War, ist es das Richtige? Denke schon, denke schon. Kurz noch in der Marina vorbeischauen und die letzten Infos bezüglich Wetter abholen. Dazu viele Fotos versenden. Dann spaziere ich mit meinem neuen roten UV-Schutz T-Shirt zurück zur Stadt und zum Boot.
Der Wind, die Wellen – passen mir nicht. Heute vor dem Losrennen war ich noch kurz im Wasser und habe mir den Anker angeschaut. Sitzt gut. Denn in der Nacht war ich nicht so sicher, dass ich nicht durchs ganze Ankerfeld geschleift werde. Aber alles in Ordnung. Jetzt haben die Wellen durch den starken Südwind enorm zugenommen und es wird wirklich ungemütlich. Die Front ist im Anzug und so ziehe ich den Anker um drei Uhr hoch und setze über zur Hauptinsel. Herrlich diese Ruhe nach nicht einmal zwei Seemeilen. Gute Wahl, denn ich bin einer von mehr als 10 Schiffen, die hier auch Schutz suchten. Die Front kann kommen.
Hoi Andy
Danke für die Bloggs. Wir wünschen dir eine gute und sturmfreie Zeit.
Carpe diem und all the best!
Dani und Familie
Danke Euch!