Es ist der Dienstag, der 15. März, als ich in Hilton Head lande. Zweimal umsteigen, alle Flüge passten und so komme ich etwas verloren auf dieser Luxushalbinsel an. Super nah zu Beaufort. Händi zücken und Uber buchen. Was! Über US 200.- für diesen kurzen Weg! Die sind ja jenseits von Gut und Böse. Ich warte noch kurz auf meine beiden Taschen und da sind sie auch. Nicht verloren gegangen. So suche ich auf Google den nächsten Taxi und prompt nimmt er meine Fahrt an. Passt hervorragend. Einsteigen, gute Musik und etwas Smalltalk. Das Wetter ist wirklich warm, natürlich, im Gegensatz zu Roche ist alles warm 😉 Und ich freue mich gewaltig. Doch als ich so vor der Ulalena stehe, kommen mir die Zweifel. Ist das wirklich richtig, was ich da mache? Sollte ich nicht besser zu Hause bleiben und auf sie “aufpassen”? Muss mir regelrecht einen “Schupf” geben. Da bin ich!
Kaum sitze ich an Gabys Platz, fährt der PC hoch. Das Ankommen vermelden, Wetter prüfen und natürlich das ganze Boot absuchen. Aber hey, alles bestens. Batterien perfekt, alles Wasserdicht und genauso wie wir es verlassen hatten. Langer Tag, ab in Bett.
Die Arbeit kann beginnen! Einen Schrank nach dem anderen nehme ich mir vor. Vieles ist alt oder zu nichts mehr nütze. Dazu mal wieder Gaby’s Stuff aussortieren. Schwer, aber es befreit ungemein. Das Ganze dann reinigen und neu auffüllen. Dazu das Essen endlich kontrollieren und ausmisten. Die nächsten paar Tage bin ich voll im Vorbereitungsmodus. Alles auf abfahren ausgerichtet. Die Bahamas können kommen. Viel muss noch geflickt oder neu eingebaut werden. Dazu der neue BordPC muss in Betrieb genommen werden und tausend kleine Dinge müssen noch erledigt werden.
Das Rigg ist jetzt auch in Ordnung. Alles wieder kontrolliert, angezogen und bereit für das Segeln. Das neue Klebeband, für alles Wetter dieser Welt, tut wirklich seinen Dienst. Mal schauen, wie lange das Teil wirklich hält. Auch der neue Wasserhahn ist eine Wucht. Sieht doch extrem edel aus?
Dazu schaue ich immer mal wieder, wo ich überhaupt hin kann, darf. Was ist jetzt genau ein Port of Entry? Oder was war mal und seit dem Sturm im 2019 nicht mehr? Den Plan werfe ich das eine und andere Mal über den Haufen. Bis Green Turtle Cay in den Abacos steht. Das ist es und überhaupt kann ich das Ding von hier aus direkt ansteuern. Jetzt muss nur noch das Wetter passen. Das Fenster tut sich langsam auf. Mittwoch, der 23. März, ist ein guter Tag für den Start. Doch es wird nicht einfach, denn die Böen sagen einen Wert, mit dem ich sicher nicht glücklich werde. Den 30 kn plus für den Einstieg ist sicher nicht ohne. Doch die Windrichtung passt.
Das Technische habe ich bald im Griff. Jetzt “nur” noch die Reinigung. Wahnsinn, wie schmutzig das kleine Ding ist.
Doch es zeigt sich, mit der Bürste ist das schnell besser und die Ulalena kann sich bald wieder sehen lassen. Die Stegnachbarn wundern sich, wie mann so schnell losziehen kann. Tja, was soll man da noch lange warten. Der Motor, läuft problemlos, die Batterien, werden geladen und sind neu, der Autopilot, funktioniert tadellos, und der Tiefenmesser, gibt die richtigen Werte an. Mehr, mehr braucht man nicht. Sicher, das Rigg, der Mast, die Leinen, die Windfahne und der Fokker, Windgeni, braucht es sicher auch. Alles bestens. Einzig der Windmesser macht mir grosse Sorgen. Ich habe ihn runtergebracht und er läuft. Etwas Kontaktspray und er sollte wieder funz. Doch kaum oben meldet er sich ab. Also das ganze Kabel wechseln! Das lange Ding im Mast? Genau! Wenn ich noch Zeit habe, mach ich das sicher noch. Jetzt sind aber noch weitere Dinge wichtiger, wie das Essen einkaufen und die letzten Teile besorgen. Alles zusammen. Alle Teile gekommen oder gefunden. Sogar einen neuen Akuschrauber habe ich mir geleistet. Dazu vier neue Fender und ein neues Fall für das Genua ist auch eingetroffen.
Es ist bereits Sonntag, der 20. März und das Wetterfenster verdichtet sich als ausgezeichnete Wahl. Doch die Böen sind das grosse Problem. Soll ich mir das wirklich antun? Was meint Gaby dazu? Sicher nicht, nie und nimmer würde sie sagen. Es kommt noch Chris und reinigt das dringend benötigte Unterwasser. Danke dir. Auch die Anoden sind immer noch gut und die Borddurchlässe sind wieder sauber. Langsam bekomme ich Angst vor meinen kühnen Plänen.
Habe den Entschluss gefasst. Fahre am Mittwoch nach Charleston, um auszuklarieren. Der Termin steht, nur das Auto habe ich noch nicht. Das Automieten ist gerade jetzt im Spring-Break so eine Sache. Zu viele Gäste und viel zu wenige Autos. Doch es passt. Ich bekomme für morgen einen Wagen. Aaron fährt mich hin und ich erhalte irgend einen Wagen. Kein Problem und weg bin ich. Doch komme ich nicht sehr weit. Will kurz Tanken und beim Anlassen, Batterie Tod! Zum Glück habe ich genügend Zeit, rufe den Vermieter an und er kommt prompt mit Ersatz. Einbauen und weiter gehts. Mit all dem Stau bin ich gar nicht zu früh bei der Immigration. Genau fünf Minuten davor stehe ich vor dem Gate. Kurzer Anruf und eine nette Dame holt mich ab. Das Formular ist etwas schwierig auszufüllen. Ich mache viele Fehler und das muss korrigiert werden. Doch die Beamten sind extrem freundlich und nach der Bezahlung von US 19.- habe ich die Clearance in den Händen. Perfekt. Er sagt nur, ich soll doch wieder zu ihnen kommen, wenn ich hochkomme. Mal sehen. Setzte mich wieder ans Steuer und rausche ab. Die wunderschöne Stadt anschauen? Überhaupt keine Lust dazu. Ich bin momentan in einem anderen Modus. Den Wagen gebe ich noch am selben Abend zurück und falle überglücklich ins warme Bett.
Habe ich wirklich an alles gedacht? Mir fällt ausser dem Windmesser überhaupt nichts mehr ein und den kann ich ja in den Bahamas flicken. Da sollte ich genügen Zeit haben. Morgen, morgen, gehts los. Bis aber die Tide richtig ist, das sollte am Mittag sein, habe ich noch Zeit, die restlichen Sachen für den Kühlschrank einzukaufen. Danke ihr lieben Leute von der Marina und den besuchten Läden. Ihr habt alles gegeben, um mir zu helfen. Danke!