Was für eine Geschichte, bis wir endlich auf den Flieger nach Chicago kommen. Natürlich einen COVID-Test mit am Check-In Schalter und auch sonst alles eingepackt. Eigentlich wollen wir ja nur zwei Wochen weg, aber das ganze Futter für Gaby, Medis und sonstige Sachen für sie. Das Futter beabsichtigen sie nicht mitzunehmen. Eine heftige Intervention braucht es. Auch das geht mit. Sogar gratis, wie eigentlich geplant. Dazu die Ungewissheit, kommen wir überhaupt weg? Mit? Doch alles halb so schlimm. Am Morgen des 17. November haben wir alles, was wir brauchen und müssen nur noch die Sicherheitsschleuse bezwingen. Durch! Wir stehen vor unserem Flieger. Einsteigen. Das Neuste vom Neusten ist das Ding. Eine 777 vom Feinsten. Gaby freut’s, Filme ohne Ende 😉
Und wieso auf Chicago? Das ist eine andere Geschichte. Im 2020 haben wir ja schon gebucht, wurde aber gestrichen. So sassen wir auf unseren Gutscheinen, die klammheimlich von eBookers and die Swiss übergeben wurde. So mussten wir den genau gleichen Flug buchen, wenn wir den möglichst viel vom Gutschein abbekommen wollten. Hin und her. Bis sie uns gestatteten, bis Chicago und zurückzufliegen. Blöd, somit kam ein Auto dazu, dass wir von dort bis Beaufort, SC benötigten. Dann nach dem Flicken nach Rochester, MN und wieder nach Chicago. Wahnsinn! Aber wir hatten Zeit, Zeit wann immer wir hin und zurück wollten, müssen. Dazu ist es eine schöne Reisestrecke. Nur, nur halt etwas gar lang.
Der Flug war recht kurzweilig und kurz vor dem Eindunkeln erreichten wir unser Wagen. Alles rein und noch ein paar Meilen fahren. Dachten wir. Doch es ist gerade der Arbeitsverkehr im Gange und so stehen wir im Stau. Wir beide sind saumüde und wollen eigentlich raus in ein Hotel. Nur ein paar Meter und in Hobart gehts ins erst beste Comfort Inn. Geschafft. Gaby direkt ins Bett und ich noch die restlichen Sachen aus dem Auto holen. Vor allem das Futter. Damit es nicht gefriert 😉 Wow, haben wir tief geschlafen. Halt nicht so lang, aber gut. So starten wir schon um sieben Uhr die nächste Fahrt. Flach und nochmals Flach ist es hier. Die Fahrt ist nun sehr entspannt und bald muss ein währschafter Zmorge ran. Dennys sollte reichen. Gaby an den Tropf und ich an den randvollen Teller. Literweise Kaffee und schon sind wir fit für die nächsten Meter. Den ganzen Tag kommen wir gut vorwärts. Quer durchs Land und über die Appalachen in den Süden. Pause! In Grands Chapel legen wir einen Halt ein und legen uns gleich schlafen. Wieder sind wir früh auf. Jetzt muss aber noch etwas Büro ran. Gaby schaut Fernsehen und ich hänge mich ans Wetter, eMail und Rechnungen. Draussen wird es bald hell und wir brechen wieder auf. Zuerst aber ein feines Zmorge.
Die Fahrt über die Berge ist der Hammer. Durch die Schlucht fahren wir wie die Rennfahrer und staunen über die phänomenale Gegend. Den einen Teil haben wir ja schon vor ein paar Jahren gemacht und kommen nun ab Ashville auf bekanntes Terrain. Wir sind also schon in North Caroline angekommen und so ist es noch einen Katzensprung bis zur Ulalena. Am frühen Abend stehen wir endlich auf dem Parkplatz.
Wir haben es geschafft, im Hellen anzukommen. Doch es trifft uns fast der Schlag. Unser schönes Schiff sieht aus wie Sau! Einfach nur dreckig. Drinnen, drinnen, ist es gar nicht so schlecht. Etwas Mief, aber sonst einmal kräftig durchlüften und es wird augenblicklich wieder heimelig. Mache alles bereit, damit Gaby sich hinlegen kann. Dinghy raus und Platz machen für die Ehrengäste. Derweil Gaby kurz draussen in der Sonne warten muss.
Dann ist es so weit. Sie kann einziehen und bekommt zuerst mal Wasser und Futter!
Ich mache mich an die Arbeit. Checke alles. Batterien, Licht, Kühlschrank, Luken etc. Das Grösste ist aber, dass die Türe nicht verschlossen waren. Das Schloss fehlt! Doch drinnen ist alles bestens. Alles da. Kamera, Lader, und sonstiges. Sogar das Geld ist noch an seinem Platz. Da hat Chris mal wieder Mist gebaut. Aber für heute lassen wir es gut sein. Ich rede noch mit Tom und Aaron, den beiden Chefs der Marina und dann ist Zeit fürs wohlverdiente Bett. Wir staunen nur, dass wir es doch tatsächlich geschafft haben, hierherzukommen. Fast drei Jahre sind es jetzt her, dass wir das Gute Stück im Stich lassen mussten.
Am nächsten Morgen ist es stahlblau und 16° bis fast 20°. Geniales Wetter. Die Liste ist lang. Zuerst etwas Essen kaufen und dann können wir loslegen. Also besser. Gaby auf ihrer Bank und ich mit den Listen unterwegs. Zuerst mal alles waschen, staubsaugen, lüften und testen und nochmals testen. Die Liste wird nicht kürzer, sondern immer länger. Die Frage ist immer, was benötigen wir für die Fahrt nach Fort Lauderdale im nächsten Frühling. Wir sollten anfangs April dort unten sein. Also stellen wir die Ulalena auf den Kopf. Das Beste ist im WC los. Es klemmt aus einem unbekannten Grund, alles auseinander und …. Was ist das? Ein Fisch hat sich da wohl verirrt.
Es ist schon Sonntag und am Morgen widmen wir uns dem Schiff. Nachmittag ist Pause und wir spazieren nach Downtown. Beaufort gefällt uns mega gut und auch das Wetter zeigt sich von der besten Seite. Ja, es ist schon fast Sommer 😉
Auch ein feines Kafi ist offen und wir setzen uns in die Sonne. Herrlich, genial herrlich. Die Leute flanieren und zeigen schon ihre Beine. Wir, immer noch im Herbstmodus. Dazu ein Muffin! Wir sind einfach nur froh, hier zu sein. Nicht nur immer übers eMail die neusten Sachen unseres Bootes zu erfahren.
Am nächsten Tag, Montag, wollen, müssen wir nach Charleston. Der Apple-Shop muss besucht werden, aber vor allem müssen wir das mit der Immigration und dem Zoll klären. Was können, müssen wir unternehmen und vor allem, wie können wir nächstes Jahr planen. Die erste Station ist falsch. Doch die extrem freundliche Angestellte gibt uns den richtigen Tip und sogar die richtige Telefonnummer! Wie genial ist das denn! Wir fahren dorthin und müssen aber zuerst für einen Termin telefonieren. Eigentlich, eigentlich, ich komme kurz raus. Echt. Da erscheint der Beamte und beantwortet unsere Fragen. 48 Stunden vor der Abreise mit dem Boot einen Termin abmachen und dann gibt es eine Clarence für die Ulalena. Verlängern können wir die Lizenz definitiv nicht. Dachen wir und mit tausend Dank verabschieden wir uns. Super! Jetzt wissen wir, woran wir sind. Fahren weiter zum Apple Store und kaufen mächtig ein. Die Schweizer haben’s ja 😉 Zurück in Beaufort benötigen wir noch ein neues Kissen für Gaby. Da sehen wir doch tatsächlich ein Tempur Laden. Der hat aber gerade nicht offen oder der Besitzer ist nicht da. Wir warten, haben langsam Hunger. Wir entschliessen uns kurz was zu Essen. Ein Seafood Reschti ist gleich nebenan. Lowcountry-Food ist fantastisch. Kohl, Reis, Wurst und Schrimps hat’s unteranderem drin. Wirklich fein. Als wir rauskommen, ist der Laden nebenan tatsächlich offen. Gaby entscheidet sich für ein grösseres Ding. Bezahlen? Nichts! Was nichts? Der Besitzer sagt nur “Happy Thanksgiving”! Gratis für Gaby. Wow, Super, vielen Dank. Keine Ahnung wie sie es macht, aber die Leute sind einfach hin und weg von Gaby.
Heute muss die Liste stehen. Wir sollten die restlichen Sachen noch im WestMarine Shop posten. Batterien, Coolant und viel weiter kleine Dinger benötigen wir. Dazu ist heute Morgen noch das Öl ausgelaufen. Was für eine schmierige Sache!
Dann können wir los. Auf der Brücke vor dem Laden, schaue ich vor lauter Fluss und Schiffen nicht auf die Strasse und so überfahren wir ein Blech, das mitten auf der Bahn liegt. Alarm geht los, die Luft fehlt. Sch…. Wir fahren zur WestMarine und kaufen unsere Sachen ein. Die superschweren Batterien haben sie zum Glück auch. Die alten haben einfach zu wenig Wasser bekommen. Das hätten wir. Aber jetzt kommt der Platten. Wir holpern zur nächsten Tankstelle und pumpen erst mal kräftig. Alles wieder raus. So wird der Notreifen montiert!
Schon erstaunlich, wie viele Leute nachfragen, oben sie helfen können. Danke, vielen Dank. Wir finden aber dann rasch heraus, dass es Vertragswerkstätten gibt, die für die Vermietungsfirma die Dienstleistungen erbringen. Wir finden Firestone um die Ecke und bestellen, oder besser machen einen Termin ab. Nächsten Freitag erst! Feiertage halt. Nehmen wir und fahren mit dem Notreifen zur Marina. Da kommen auch schon die vermissten Pakete von Amazon an. Somit sollten wir alles beisammen haben. Morgen wird der Motor versorgt. Kein Problem, wenn mann alle Teile hat. Er läuft wieder super rund. Auch die Batterien, die schweren blöden, sind wieder an ihrem Platz. Das Wetter kommt auch noch vorbei und verzaubert den Himmel.
Wir sind guten Mutes. Sehr vieles läuft wieder rund. Die Liste wird immer kleiner und langsam ist genug! Im Frühling können wir ja auch noch ein paar Dinge erledigen. Ein paar Sachen müssen wir jedoch bestellen und wollen nicht weiter warten. Der Windmesser geht nicht! Wird einfach nicht angezeigt. Doch sonst, alles Butter. Zeit fürs Znacht und einen feinen Ulalena-Kafi!
Wir sind müde und legen uns bald hin. Etwas Herzkino zur Beruhigung 😉
Dann ist es freitags. Alles abgehakt und bereit. Die nötigen Sachen aufgenommen und die Termine mit der Marina gemacht. Der Mast ist noch nicht bezwungen und auch die Aussenreinigung haben wir links liegen lassen. Ich mag wirklich nicht mehr. Auch Gaby will langsam los, damit wir noch genügend Zeit für den langen Weg nach Rochester haben. Den Reifen holen wir auch noch ab und haben bereits alles eingepackt. Ufff – jetzt noch das Abschiedsessen im Dockside! Fein, einfach nur fein. Ich bestelle mir ein Lowcountry Ding und Gaby bekommt ein Kafi. Dazu noch die Medis, doch der Schlauch hat mal wieder eine Macke. Er ist verstopft. Würge etwas, bis das Wasser wieder rund reinläuft. Dann der feine Kafi. Unsere Tischnachbarn bekommen das natürlich mit und so unterhalten wir uns, als sie sich verabschieden. Sie staunen nur, wie wir das so machen! Hut ab, sagen sie nur.
Als wir fertig sind und bezahlen möchten, entschuldig sich die Bedienung nur. Keine Rechnung mehr offen! Dieser nette Herr hat alles bezahlt. Einmal mehr wird Gaby eingeladen. Sie hat einfach diesen Charme, diesen Ausdruck und diese Gelassenheit, die Leute zu verzaubern. Wir sind einfach sehr, sehr dankbar.
Am nächsten Morgen, alles einpacken, abschliessen und das obligate Foto machen.
Der Marina Aufwiedersehen sagen und wir kommen ja bald wieder. Anfang März ist geplant, dass wir uns bereit für den Süden machen. Der Transport steht und ist bereits angezahlt. Was kann da noch schiefgehen?
Wir fahren los. In Richtung Atlanta diesmal. Dort haben wir vor fast dreissig Jahren die Flitterwochen begonnen. Schauen wir doch kurz vorbei. Wir kommen zügig voran und in einem super teuren Hotel nächtigen wir. Das Zmorge ist das aber auch genial und geschlafen haben wir auch hervorragend. Wir fahren nun durch die Gegend, die wir eigentlich kennen müssten. Doch es ist schon lange her und wir können uns nicht mehr zurückerinnern. Auch das Aquarium von Chattanuga kennen wir eigentlich, wollen es aber heute beide nicht besuchen. Weiter gehts. Bis nach Metropolis. Es wird schon bald dunkel und wir sind müde. Doch wir hatten zwei Pausen und waren sogar Essen. Doch ich bin matt und Gaby möchte sich hinlegen.
Es ist bereits Montag, der 29. November. Wir sind von Metropolis nach Mt. Pleasant unterwegs. Gaby ist zwar etwas von der Rolle, doch sie hat reichlich geschlafen. Wir kommen bei St. Louis seinem Bogen vorbei. Benötigen aber bald eine Pause. Kaffee ist angesagt. Wir warten, bis ein Cracker Barrel kommt. Da ist er. Da wollen wir was essen. Haben wir doch schon so oft dieses Logo am Strassenrand gesehen, jetzt wollen wir das Ding mal endecken. Feines Essen und gute Stimmung in diesem altgemachten Reschti. Bis es dunkel wird, fahren wir noch. Gaby will liegen. Es tut ihr alles weh vom langen Fahren. Auch ich habe genug von dieser Fahrerei. Könnten wir, wenn wir durchfahren, bereits um 20h in Rochester sein. Doch wir benötigen eine Pause. Gaby legt sich hin und röchelt etwas. Ich überkehre sie, damit der “Chrott” rauskommt. Besser. Sie schläft fest und ich mache noch einen neuen Impftermin in der Schweiz ab. Benötigen wir ja auch noch. Dazu informiere ich die Freunde in Rochs über unser eintreffen. Die Freude ist riesengross. Endlich, endlich kommen sie mal wieder vorbei. Am Morgen dusche ich noch ausgiebig und auch Gaby scheint wieder fit zu sein. Es geht ihr gut. Röchelt nicht mehr. Wenn alles gut läuft, sind wir bereits zu Mittag dort. Die Gegend kommt uns langsam bekannt vor, fahren in “unsere” Stadt hinein und schauen uns die Veränderungen an. Dann die Abzweigung nicht verpassen. Die 52 hoch und die dritte oder vierte Ausfahrt raus. Gaby meldet sich, röchelt etwas und ich frage sie – soll ich anhalten? Nein, nein weiterfahren. Wir sind ja gleich da. Raus aus der Bahn und ins Quartier. Gaby tönt gar nicht gut. Ich halte an! Sch… sie sitzt da, hat ganz blaue Finger und blaue Lippen! Röchelt nur noch vor sich hin. Kein Sauerstoff! Ich überkehre sie und versuche die “Chrott” aus dem Hals zu bringen. Gelingt aber nur mässig. Notruf – 911 – Standort und der Frau am Telefon wird alles erklärt. Dann tritt Gaby weg, bewusstlos liegt sie da. Der Sitz ist schon ganz unten und dann werde ich zur Wiederbelebung gerieben. Die Rettungswagen kommen und machen ihren Job. Die Polizei kümmert sich um mich und sucht unsere Freunde, die geradewegs ums Eck wohnen. Sie kommen direkt vorbei und erleichtern mich in dieser schweren, ungewissen Minuten. Wir fahren mit dem Polizeiauto hinterher ins Spital auf die Intensivstation …… Das Verschlucken war zu viel für Gaby!
… gestern, am 5. Dezember, haben wir einen einerseits schön, herzerwärmenden und doch schmerzlichen Tag erleben dürfen. Gaby ist nach einem tief, tief bewegenden “Walk of Honor” in den OP begleitet worden und wir konnten sie alle zusammen in den Himmel begleiten. Sie ist fast wunderbar eingeschlafen und wacht jetzt seit gestern um 18 Uhr über uns. Ihre Aura hat alle Menschen im Spital, der Intensivstation und natürlich uns ein weiteres Mal verzaubert. Um es mit ihren Worten zu sagen: “Sounds like a good plan, let’s do it!” 👍👍