So ziehen wir nun los. Schnaufen den Flüela hoch und bestaunen die Berge. Kurze Pause in Zernez und wieder hoch auf den Ofenpass. Da waren wir schon lange nicht mehr. Geniessen die fantastische Landschaft im Parc National und verlassen schlussendlich die Schweiz. Das Ganze Vinschgau hinab bis zum grossen See. Als wir den Pass hochfahren in Richtung Torbole und dann auf einmal die grandiose Aussicht auf den Gardasee haben, sind wir nur sprachlos. Da sind wir glaube ich richtig, sage ich nur zu Gaby. Wir finden doch noch ein kleines Plätzchen für unseren Van und murksen mit viel Geduld das Ding rein. Alles aufstellen. Supi, wir sind in der Wärme!
Das WC-Haus ist gerade nebenan und nach einem kurzen Spaziergang durch den Campingplatz, wissen wir inzwischen, wo wir die nächsten paar Tage verbringen werden.
Am nächsten Tag laufen, rollen wir zum ersten Mal so richtig los. Riva del Garda ist unser Ziel. Heute Samstag haben mehr oder weniger alle Frei und geniessen das herrliche Sommerwetter im Oktober! Der Weg ist flach und ideal für Gaby. Immer mal Pause, um die Gewaltsgegend in Ruhe anzuschauen.
Es ist über 20° warm und schon fast heiss. Doch der Wind belehrt uns immer wieder aufs neue, es ist Herbst. Dann biegen wir zur Stadt ab. Da waren wir schon mal mit dem Töff, aber das ist bereits sehr, sehr lange her.
Wind hat es hier überhaupt keinen, der soll aber am Nachmittag noch kommen. Wir verzeihen uns zwischen die Häuser und geniessen draussen einen herrlichen Kafi.
Dann fängt der Wind wie aus dem Nichts an zu blasen. Sofort wird es kalt und wir laufen zurück. Vorbei, am grossen Hafen.
Ein feines Nachtessen draussen und dabei geniessen wir die grandiose Stimmung. Dunkel, kalt, schlafen gehen.
Mit einem Eier-Zmorge machen wir uns startklar. Trotz des leichten Regens, gehts trotzdem los. Laut Prognose soll das Wetter noch kommen, also die Sonne 😉 Diesmal in die andere Richtung. Das Dorf Torbole soll auch sehr schön sein und der Weg führt auch hier direkt am See entlang. Doch irgendwie bleibt es bewölkt und der Wind am Nachmittag trägt sein Teil dazu bei. Wir laufen bis zum anderen Segelhafen und schauen uns von Weitem die ganze schöne Stadt an.
Wir setzen uns in den Windschatten, geniessen doch noch ein paar Sonnenstrahlen und für einen Kafi hat es immer platz. Schauen den vielen Leuten zu und empfinden es als herrlich, mal wieder in dieser Gegend zu sein. Trotz der viele Gäste, natürlich mit sehr vielen Deutschen, gefällt es uns ausgezeichnet.
Heute solle es wieder besser werden. Einen Berg wollen wir ersteigen. Von unserem Platz ist er einfach nicht zu übersehen. Wir liegen direkt an seinem Fuss, dem Mt. Brione. Gewaltiges Teil. Die Sonne kommt und erwärmt unser kleines Zuhause.
Wir verlängern noch bis Donnerstag, trotz des schlechten Wetters in den nächsten zwei Tagen. Also nichts wie los. Alles montieren und wieder in Richtung Riva. Beim Segelhafen, gerade beim Forte Garda, biegen wir ab und nehmen den steilen Aufstieg in Kauf. Alles Super geteert, nur es zieht sich etwas, bis wir endlich, endlich auf unser Dorf runterschauen können.
Wunderschön warm und mit einer Aussicht zum Verlieben.
Natürlich ist hier noch nicht fertig. Der Gipfel muss bezwungen sein. Doch der Berg, der ja eine oder mehrere Festungen hat, ist nicht so schön. Die letzten paar Meter gehe ich allein. Gaby kann bei diesem schmalen Weg nicht mitkommen. Bin gleich zurück und renne los. Ich finde eine alte, kaputte Festung und schaue kurz nach Norden auf die Stadt Arco runter. Ein paar Fotos für Gaby und weg bin ich. Hat sich nicht gelohnt und zum Glück habe ich den Stuhl nicht hochgewürgt. Aber die nächste, grosse Festung, Batterie di Mezzo möchten wir uns gemeinsam anschauen. Steht etwas weiter unten und soll über eine Strasse erreichbar sein. Jetzt merke ich langsam unser Tempo, die Beine und die Pumpe bekommen etwas mühe. Dann sind wir da. Hmmm, auch hier kann Gaby nicht oder nur wenig vor der Aussicht mitbekommen. Sie sieht nur nach Riva runter. Die ganze Pracht kann ich ihr nur per Fotos zeigen.
Und jetzt kommt auch noch der Regen dazu. Gaby gut einpacken und den Berg hinunterdüsen. Zum Glück sind wir im Hinterhang und das Wetter “preicht” uns nicht so arg. Im Hafen gönnen wir uns noch ein kühles Bier und warten bis der Regen etwas nachgelassen hat. Bis wir zurück zum CP trotten. Man, sind wir beide platt! Gaby in ihren Liegestuhl und ich kurz unter die Dusche. Zum Znacht ein paar Härdöpfel und Käse. Noch etwas “Neumatt” schauen und bald ist Lichterlöschen.
Ausgeschlafen haben wir trotz des Windes, des dauernden Regens und den Kontrollen, hält unser Gätzi diesem Wetter auch stand? Ja, tut es. Überhaupt keine Probleme. Beim Frühstück haben wir alles. Wasser, Wind, Sonne und unzählige Wolken. Wir benötigen bis Mittag, bis die Physio durch ist und wir parat sind. Wir wollen, haben wir gestern immer wieder angeschaut, diese Strasse über Riva erkunden. Beim Tor empfangen uns die Enten. Das schöne, saftige Gras auf dem CP ist schon sehr fein.
Schnell sind wir in Riva und laufen auf direktem Weg zum anderen Ende der Stadt. Dort finden wir ihn. Die alte Strasse zum Lago di Ledro. Der Ponale Weg ist wirklich einzigartig. Wunderschön mit einer gigantischen Aussicht. Leider, leider nicht für Rollstühle gedacht. Der alte Teer wurde entfernt, damit die Biker und Wanderer einen schönen Weg haben. Trotzdem lassen wir es nicht unversucht, ein paar Meter entlang zumurksen. Der Ausblick zur Stadt ist fantastisch.
Noch eine Kurve, doch es ist viel, viel zu holperig und Gaby will nicht weiter. Noch ein letzter Blick gönnen wir uns.
Wir drehen um und laufen wieder der Stadt entgegen. Unterwegs den obligaten Kafi und kurz vor dem grossen Regen sind wir zurück im Van. Den Apéro nehmen wir noch draussen ein, doch es wird einfach zu nass. Ab ins Trockene. Etwas heizen, bis wir fast schwitzen.
Der Regen hört fast nicht mehr auf. Die ganze Nacht und am Morgen ist unser schöner Vorplatz fast ein Teich. Natürlich läuft das Nass nicht um den Bus, nein, geradewegs durch unseren trockenen Bereich. Tja, wir lassen uns Zeit und als es dann endlich etwas trockener wird, schnallen wir uns die Schuhe doch noch an. Es sind nur noch ein paar heftige Böen die uns plagen. Wir spazieren gemütlich in Richtung Torbole und haben den Wunsch, uns die Stadt nochmals etwas genau anzuschauen. Doch wir kommen nicht weit. Der Regen setzt wieder ein und treibt uns in eine Beiz. Spontan bestellen wir uns eine Pizza und dazu ein feines Bier. Gaby bekommt einen grossen Schluck Kafi. Was sonst 😉 Als wir zurückkommen, zerrt der Wind immer fester an der Markise. Alles rein, alles verstauen und das Vorzeit abbauen, damit nichts kaputtgeht.
Es ist unser letzter Abend hier. Schade eigentlich. Auch hat sich der CP extrem geleert. Schlechtes Wetter und die Leute ziehen ab. Morgen wollen wir aber noch weiter in den Süden. Genauer gesagt, ans andere Ende des Sees. Sirmeone kann kommen.