Sie” lassen uns ausschlafen. Erst um acht kommt der Besitzer auf sein Boot und wundert sich. Als ich ihm unsere Situation erkläre sagt er nur: “Don’t worry. Take your time!” Machen wir, danke fürs anlegen. Ich wecke alle und eine halbe Stunde später verlassen wir diesen Fracht-Fähr-nicht-geeignet-für-Yachten-Hafen.

Wir werfen nur kurz den Motor an und nach dem Molenkopf ist die Temperatur schon wieder über 100°. Abstellen. Die Segel haben wir schon alle gehisst, aber der Wind will nicht so recht. Etwas lau. Unseren Soll-Kurs können wir zum Glück einschlagen. Immer wieder lassen wir den Motor für ein paar Minuten tuckern, damit wir überhaupt etwas vorwärts kommen. Der Wind nimmt immer mehr ab. Die Stimmung wird etwas gereizt. Totale Flaute mit null Wind und null Vorwärtskommen.

Wir können nur warten. Zeit haben wir ja genügend für die 20 Meilen. Wir testen noch eine weitere Methode. Gestern hatte Joel sich beklagt, dass er nicht so gut mit dem Dingi ziehen konnte. So hatten wir jetzt Zeit für eine neue Leinenführung. Und die passte.

15 Minuten Schlafen, 10 Minuten motoren und warten … da stehen einem (fast) die Haare zu berge.

Dann, wie aus heiterem Himmel, das erste Kräuseln auf dem Wasser. Da vorne muss Wind sein. Tatsächlich auf einen Schlag geht’s ab mit über zehn Knoten Wind. Parallel zu unserem Kurs können wir jetzt fantastisch segeln. Das tut gut. Die Böen sind aber unberechenbar und so krängen wir ein paar mal etwas zu stark. Wir sollten etwas Reduzieren. Dann haben wir gerade die Höhe von der Stadt erreicht, stellt der Wind so schnell wie er gekommen ist, ab. Ich fange an zu zweifeln. Es ist schon vier und ohne Wind kommen wir nicht in die nähe von der Marina. Fünf Minuten später ist er wieder da. Wir legen Kurs auf die Insel Vido an. Eine halbe Meile davon entfernt rauschen wir jetzt Gouvia entgegen. Es reicht aber nicht ganz. So müssen wir noch einmal wenden um etwas Höhe zu gewinnen. Dann eine letzte Wende. Die Böen nehmen in Küstennähe bedrohlich zu. Ein, zwei mal ist das Ruder am Anschlag. Doch alles unter Kontrolle und so rauschen wir mit über sieben Knoten durch das Fahrwasser der Marina zu. Kurz einen Funkspruch an die Marina, dass wir kein Motor haben. Die Antworten sehr, sehr prompt und schicken einen Mariniero der uns abschleppen kommen soll. Ich verteile alle Aufgaben. Jasi am Anker, wenn wir stehen bleiben sollten, Joel mit dem Dingi und Domi an den Leinen. Gaby mit dem Tiefenmesser. Bei der letzten Tonne bergen wir noch das Gross. Dann endlich die Erlösung. Ein Boot nähert sich uns und nimmt uns in Schlepptau. Aufschiessen und Genua weg. Er kann uns nicht ziehen. Wir brauchen einen zweiten, zu viel Wind, sagt er nur. Kein Problem. Wir haben Zeit. Der zweite schleppt uns nun ab und erklärt den Ablauf. Alle Fender auf eine Seite zum längsseits anlegen. Die Girls setzen die Fender neu und weiter runter für den Schwimmsteg. Kurz vor dem Steg verlässt uns Joel mit dem Dingi, dass wir am Heck angebunden hatten. Ohne Probleme erreichen wir den Steg und ein weiterer Mariniero und Joel binden uns fest. Eine Mooring für Jasi. Es geht so schnell, dass wir fast nicht nachkommen. Wir sind endlich angekommen!

Danke allen beteiligten. Ich bin restlos fertig. Gaby und ich fallen nur noch in die Sitze und müssen zuerst einen grossen Schluck genehmigen. Glauben kann ich es immer noch nicht ganz. Wir sind in die Marina reingesegelt! Ich erinnere mich an meinen ersten Segellehrer auf dem Vierwaldstättersee, dieses Manöver könnt ihr immer mal brauchen, wenn der Motor streikt. Das es Wirklichkeit wird, hätte ich nicht geglaubt.

Im Logbuch notiere ich nur noch:

18:00 Uhr, Wind NW 10.9, 1007 hPa, 28.9° und Tageslog: 26.9 Meilen

Aufräumen, Essen, Trinken und Duschen sind jetzt angesagt.

Zum Essen gehen wir nicht mehr weit. Im Marina Restaurant verköstigen wir uns und machen Pläne für die letzen beiden Tage für die Girls. Shoppen? Museum? Baden? Wir werden morgen entscheiden.

PS: Da sind wir überall durchgekommen ….

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