Wieder einmal haben wir den Wecker gestellt. Wir hätten ihn aber nicht gebraucht. Kurz vor sieben. Ich ziehe alle und alles an. Der Wind kann kommen. Mit etwas Regen legen wir Punkt sieben in der Marina ab. Gaby wartet noch im schön warmen Salon. Auf Deck bereite ich das Boot und mich aufs Ausklarieren vor. Wir tuckern in den Hafen von Gruz und suchen uns eine freie Stelle aus. Ich legen an. Da kommt schon einer “z’gumpe”, was wir den hier denn wollen? Ausklarieren. “Not here! Please wait in the Harbour outside and be stand by on Ch 09” Bekomme ich zu verstehen.
Es gibt Momente im Leben, die man einfach “preicht”. Man ist genau zur richtigen Zeit, am falschen Ort. Es kommen eine Fähre, ein mittleres Kreuzfahrtschiff und dazu noch ein Grosses. Alle wollen an diese Mole. Und wer hat Vorrang? Genau, die kleinen.
Wir warten und warten. Dann endlich nach ca. 3/4 Stunden bekommen wir das Okay. “SY Ulalena can dock betweet the ferry and Seabourn Spirit”. Haben wir Platz? Genügend. Ich komme mir Gross und trotzdem sehr klein vor. Ich legen an und darf aus dem Zollbereich zum Hafenbüro. Fünf Minuten später bin ich schon beim Zoll. Dort auch nur fünf Minuten und dann nur noch zur “Endkontrolle” zur Personenkontrolle. Auch hier, zuerst die Kleinen und dann er die Grossen. Nach einer Stunden vor mich her fluchen, habe sie ein einsehen und fertigen uns endlich ab. Die Nerven sind aufgebraucht. Wir legen ab …. endlich.
Unseren schönen Parkplatz verlassen wir natürlich mit reichlich Verspätung. Kaum aus dem Hafen werden die Wellen fast drei Meter hoch. Dabei alle Fender rein, alle Leinen aufschiessen und die Segel setzen. Das ist zu viel. Als ich auch noch die Karte studiere, wird mir schlecht. Guter Zeitpunkt!
Zum Glück stimmt der Wind und die Richtung und wir düsen los in Richtung Griechenland. Die Wellen sind leider zu hoch für den Autopilot und so muss ich selber Hand anlegen. Gaby geht es gut und sie hat immer noch schön warm. Aber ich leide.
Gegen Abend hole ich für Gaby einpaar Zwibis und etwas Wasser. Der Wind flaut etwas ab und so komme ich endlich dazu, mich etwas hinzulegen. Kaum wird es aber dunkel, fängt es an zu regen. Was? Davon hat aber der Wetterbericht nichts gesagt. Es sollte schön klar sein. Schluss endlich lassen Wellen und Wind nach und der Autopilot macht seine Arbeit.
Um Drei Uhr macht das heulen mich endgültig neugierig, von wo kommt den der Wind eigentlich und wie stark. Bis jetzt hatte ich nur kurz den Kopf hinaus gestreckt um zu sehen, was um uns rum so passiert. Punkt drei Uhr will ich das Gross wieder setzten. Super! Das Fall hat sich um die Lichter verhädert und es lässt sich nicht mehr hochziehen. Kein Gross! Aber auch mit der Genua surfen wir gemächlich in Richtung Albanien. Gaby? Gaby ist immer noch draussen. Als es ihr immer kälter und nässer wird, hole ich sie in den Salon. Es werde ihr auch schlecht, sagt sie, aber jetzt hat sich die See soweit beruhigt, das es ihr ganz gut geht im Salon.
Mein Rhythmus ist ca. 5-10 Minuten. Gleich beim Niedergang lege ich mich hin und versuche mich zu erholen. Dann kurzes Aufschiessen, mit gelegentlichem Kopfanstossen, 360° Ausschau und wieder hinlegen. Gaby füttern dazwischen und sonst warten und harren der Dinge die da kommen. Die Sonne ist schon lange wach, als ich mich zum ersten Schluck Wasser zwänge und ein Zwibi reinwürge. Aber es wirkt. Zweit Stunden später turne ich wieder auf der Ulalena herum wie wenn nichts geschehen wäre. Aber die Rationen von uns beiden sind immer noch sehr bescheiden. Wasser und Zwibi. Sehr billig!
Dann nähern wir uns dem Kap Campo Minato. Der letzte Zipfel von Albanien und dann nur noch runter nach Kerkyra. Denken wir. Sogleich lässt der Wind ganz nach und dreht! Was jetzt schon. Kann gar nicht sein. Er sollte doch erst um Mitternacht drehen. Wir versuchen alles. Ohne Gross bringt das ganze Aufkreuzen gar nichts. Auch der X’te Versuch das Fall zu lösen schlägt fehl. Ich habe meine schwachen fünf Minuten und fluche! Gaby sagt nur, du kannst eh nichts ändern. So bergen wir auch das Genua noch und motoren in Richtung Kap.
Bis jetzt hatten wir genialen Wind. Richtung und Stärke waren einfach Spitze. Nun dann. Motoren wir halt das letzte Stück. Wenn wir so rausschauen, bleiben wir stehen. Ich muss mich immer wieder versichern, dass es per GPS vorwärts geht. Langsam aber stetig.
Wir geniessen den wunderschönen Sonnenuntergang und sehnen uns nach den Griechenland. Tzaziki, Oliven und Uso ….
Die Nacht ist lang und trotzdem, es ist sehr reger Verkehr. Wir sind nahe an einem Verkehrstrennungsgebiet und da kommt ein Pot nach dem andern. Alle halten Abstand und nie besteht der “Angriff” auf uns. Dann der Grosse Augenblick. Die Insel wird immer mehr sichtbar. Kerkyra!
Wir kommen immer näher. Die kleinen Inseln haben wir längst passiert, biegen wir ins Schlussstück ein. Es hat noch ein paar Untiefen und dann ist es soweit. Der Wind lässt nach. Die Wellen beruhigen sich und es wird (endlich) warm. Wie warm bemerken wir erst, als wir den ersten Chartersegler sehen, der in T-Shirt und Shorts am Ruder steht. Gibt’s so was? Ich schaue auf Thermometer. 22°!!! Darum ist es mir so warm und ziehe ein paar Schichten aus. Gaby zögert noch.
Dann haben wir es geschafft. Kurzer Aufruf an die Port Police für eine Anlegestelle und da sind wir. Müde, aber sehr, sehr Glücklich.
Es ist zum Glück Sonntag. Keiner will was wissen von uns. Ich marschiere zum Customs Haus und da kontrolliert einer nur unsere Pässe. Warte eine Stunde oder komm morgen wieder. Ich bin zu müde um nachzudenken und wir legen ab und motoren zur Marina. Versuchen noch kurz zu tanken. Es ist Sonntag und geschlossen, gibt man uns über’s Telefon zu verstehen. Weiter zur Marina. Dann kommt auch schon der Marinero und begleitet uns an einen Platz. Anlegen und plumsen richtig in den Salon. Papiere für die Marina? Ist auch geschlossen, machen wir morgen, sagt unser Helfer.
Wir ziehen uns aus …. sooo viel hatten wir an? Unglaublich! Wir machen einen Apèro und kochen endlich etwas. Ich glaube die Älplermaccaronen von Korcula hatten noch nie so gut geschmeckt.
Eigentlich sind wir müde, rappeln uns doch noch auf und geniessen einen wunderfeinen Kaffee in der Marina Beiz. Fassen können wir es immer noch nicht.
Der Sommer und wir sind angekommen und wie!