Ein Traum wird wahr! Ja genau. Endlich geht’s ab ins Wattenmeer. Im hohen Norden von Deutschland wollen wir die Ostfriesische Inseln besuchen. Im B-ScheinKurs hatten wir uns Stunden über diese Karten in dieser Region gebeugt. Es hat alles gut und recht ausgeschaut. Die genauen Resultate der komplizierten Berechnung haben (immer) exakt gestimmt. Aber ist das im realen Leben, Meer wirklich so? So geht’s ab in diese unbekannte Welt.

Wir, das sind ein paar Kollegen vom Firmensegelclub, die die Idee hatten: Warum nicht mal auf diesem berühmt berüchtigten Meer segeln gehen? Ende Mai geht’s nach einem kurzen Flug nach Hamburg mit dem Auto los. Zwei Stunden sollten reichen, war die Aussage von Jörn unserem Skipper. Also dem Hauptskipper, den es waren eigentlich alle Skipper ;-). Das ist aber schön, dieses Dorf Hooksiel ist wirklich gediegen. Das ist das erste Mal für mich hier oben und ich habe zu staunen. Auch die Leute sind sehr freundlich und kümmern sich wirklich um uns. Ist das immer noch Deutschland, frage ich mich? Ja, ja und ich verstehe ihre Sprache ausgezeichnet. Nach einem feinen Zmitag geht’s ab zu unserer neuen Büx.

Wow! Die sieht aber genial aus! So, der Skip und Albert der Vice, übernehmen das Boot und die übrige Mannschaft, wir sind total fünf, gehen Einkaufen. Das Essen haben wir bald zusammen und als wir zurückkommen sind die immer noch an der Übernahme. Momentan sind sie an der Revier Besprechung. Das hatte ich ja noch nie. Sehr ausführlich beschreibt uns der Vercharterer jede Insel und fast jedes Fahrwasser. Alles Neu! Wir haben tonnenweise Fragen. Wir kennen ja alle die Theorie, wie sieht es aber mit der Praxis aus? Er beruhigt uns, alles halb so wild.

Dann endlich einräumen und ab ins Dorf, etwas essen. Es ist aber schon weit nach neun und nirgend’s gibt es noch was. Nur ein kleines Cafe hat noch was kleines anzubieten.

Sonntag:

Um elf durch die Schleuse ist gut, dann kommt ihr gut nach Wangerooge und über das erste Fahrwasser. Gesagt getan. Der Vice hat aber noch die halbe Nacht nachgerechnet, damit auch alles stimmt und wir es nachvollziehen konnten. Die Spannung ist gross, als wir ablegen. Patrick, unser erster Steuermann, begreift sehr schnell, das es das Bugstrahlruder wirklich braucht. Diese Geiss kommt sonst einfach nicht rum und schon gar nicht aus der Box. Das erste Stück ist ein See und jeder darf mal ran. Man, wie ein Motorboot! Dann nach einer Stunde können wir in die Schleuse einfahren. Wir haben sie schon am Samstag beaugapfelt , aber von unten sieht dass immer anders aus. Was geht jetzt also mit? Wie lange müssen die Leinen sein? Können wir noch aufschliessen. Pumpenvoll ist sie nun. ca. 20 cm ist alles was es momentan braucht. Schon sind wir auf dem Meer.

Bei leichtem Regen steuern wir Wangerooge an. Südlich von Oldoog, Minsener Oog, biegen wir in das erste Fahrwasser ein. Zwar kommen viele Boot kreuz und quer durch das Watt, aber wir hielten uns an die Anweisung von Albert. Und tatsächlich haben wir die Abzweigung, es sind immer drei Pricken, gefunden. Sieht gut aus. Also fahren wir diesen Besen nach.

Das ändert sich sooo stark, dass man diese Dinger fast täglich dem Fahrwasser anpassen muss. So simple! Über die Blaue Balje geht’s ab ins Wangerooger Fahrwasser. Albert und Jörn berechnen, finden langsam raus, dass wir sogar genügend Zeit, Platz haben, damit wir mit dem selben Hoch noch bis Spiekeroog kommen. Es ist fast wie in Venedig, auch da haben wir fast nonstop auf das Echolot geschaut. Aber immer geht’s ohne Problem und so kommen wir locker in den schönen Hafen von Spiekeroog. Um fünf legen wir mit Regen an.

Das Wasser fliesst schon wieder ab und lässt dieses Watt zurück. Ich bin total entzückt! Nach langer Diskussion, wie man die Büx auch richtig anlegt und fest macht, geht’s ab ins Dorf. Sieht einfach toll aus. Kein Auto. Nur Velos. Sehr schmucke Backsteinhäuser und gediegene Gassen. Einfach herrlich. Und hier war ich noch nie! Ja, da muss ich meine Meinung wirklich gründlich revidieren.

In einem kleinen feinen Restaurant essen wir hervorragend. Die haben wirklich was drauf. Bis jetzt sind wir noch nie enttäuscht worden.

Montag:

Baldrum ist das Ziel Heute. Laut dem Tagesskipper müssen wir um neun los damit wir beide Fahrwasser, das Langeooge und das Baltrumerwatt rechtzeitig erreichen. Auch das Wetter wird besser, aber der Wind ist immer noch “zäch”.

Es ist schon fast Routine. Die Berechnungen stimmen immer besser und auch das Vertrauen ins Boot, das heisst in den genauen Tiefgang, passt. Aber wir können ja jederzeit aufsitzen. Darum haben wir ja auch eine Geiss mit einem Schwenkkiel gechartert. Es winken sogar die Fischer! Es ist fast ansteckend, wie freundlich die Leute hier oben sind.

Vier Uhr und wir legen in Baltrumer Hafen an. Ja wenn es nicht regnet ist es wirklich ein ganz schöner Ecken. Aber das rechnen bleibt. Morgen bin ich an der Reihe. Mal schauen ob es denn auch stimmt. Aber zuerst geht’s ab ins Dorf und an den Strand. Sand, Sand und nochmals Sand. Und bei Ebbe hat’s noch mehr ;-).

Es sind ja noch gar keine Ferien, aber es hat schon recht viele Leute. Am Strand tummeln sich Kind und Kegel. Baden? Nein Danke. Das ist doch viel zu kalt. Wir mit unseren Regenmäntel.

Moby Dick ist unsere Beiz. Wow hat das Leute. Scheint aber Super zu sein. Nur schon die Einrichtung ist es allemal Wert. Nach einem kurzen Bier an der Bar, werden wir an unseren Tisch geführt. Das Essen? Ein Gedicht.

Hier oben bleibt es einfach endlos hell. Fast wie in Finnland. Halbzehn und immer noch so …

Dienstag:

Eigentlich können wir Morgen ausschlafen, habe ich den andern gesagt. Bis das Wasser kommt ist es Mittag. Jörn hat aber nachgerechnet und wenn wir schon am morgen früh ablegen, könnte wir in Norderney eine kurze Pause auf dem Watt einlegen und auf Nachmittag Hoch warten. Viertel vor vier weckt uns Jörn. Albert und ich schauen etwas verdutzt. Tönt gut. Gehen wir. Die andern schlafen noch und kurz vor vier geht’s los.

Schlaft trunken steure ich aus dem Hafen und bewundere die rüdig schöne Stimmung. Yap, das war es Wert, sag ich mir und steure auf die Seehunde los. Auch die schlafen noch und nur vereinzelte tauchen ab.

Sooooo viele. Wahnsinn. Da könnte Frisco glatt neidisch werden. Schon geht die Sonne auf. Wir drei staunen einfach. Albert und ich bekommen bedenken, reicht den dass. Jörn sagt nur, sonst sitzen wir einfach auf! Stimmt. Die Tonnen werden immer krümmer und das Log nimmt immer mehr ab. Mit 30 cm oder auch 0 cm schleifen wir über den Berg. Es hat gereicht! Tolles Gefühl. So aber wo gehen wir jetzt vor Anker? Vis a vis von Norderney siehst es am besten aus. Albert und Jörn haben den Platz für uns ausgerechnet.

Mit bis zu vier Knöpfen Strömung rauschen wir den “Berg” herunter zu unserem Parkplatz. Hier ist es gut. Anker runter und Ankerball rauf. Macht jeder hier und macht wirklich Sinn. Man weiss nicht immer, ob einer jetzt gerade wartet oder schon geankert hat. Also rauf mit dem Ding.

11:30 können wir los. Bin ja gespannt ob das Stimmt. Jörn rechnet nach. Müsste klappen. Jetzt aber zuerst ein dickes Zmorge. Wie immer mit Eier. Diverse Theorien werden durch gespielt. Sogar ein App wird zu rate gezogen. Einmal gelingt’s und einmal nicht. Halt wie im richtigen Leben .

Der Vice nimmt Mass und ab geht’s. Anker rauf. Leider wurde nichts mit dem Wattwandern. Irgendwie haben noch ein paar cm gefehlt. Aber da nächste mal stimmt’s.

Genialer Tag. So richtig heimisch fühlen wir uns schon fast. Das Wetter ist gut und sogar, wie im Buch, können wir den Pricken entlang segeln. Das macht wirklich Spass. Das alles ohne Hetze. Wenn das Wasser zu kurz ist, ist es weg und man muss wieder ein paar Stunden warten. Es sind scheinbar, ausser wir, nur “profis” unterwegs. Kurz nach drei erreichen wir das Wahrzeichen von Juist. Den erst besten Steg und ab geht’s ans Land.

Schau dir mal dieses Dorf an! Wie im Film. Auch hier keine Autos und stattdessen Ross und Wagen. Gewaltig. Sieht einfach toll aus. Auf der anderen Seite wieder die grosse Weite. Sand und nochmals Sand. Der Wind ist aber einfach kalt oder besser, macht kalt.

Zurück auf dem Schiff, ist der Höllen Lärm immer noch da. Die baggern schon seit Stunden und sind immer noch nicht fertig. Fünf ist doch schon um. Auch morgen ist ja noch ein Tag damit ihr den den Sand aus dem Hafen kriegt. Aber was soll’s.

Mittlerweile versinken wir im Schlamm. Der ist auch ganz schön tief!

Ganz feiner Fisch zum Znacht. Wir haben die Beiz fast für uns. Schmecken tut’s fantastisch! Dann aber ab auf den Turm. Mal sehen wie weit man sieht.

Das Wasser ist weg und nur ein kleiner Kanal bleibt. Da sind wir Heute morgen hindurch.

Mittwoch:

Wo wollen wir den Heute durch. Eines ist (fast) klar, wir können ausschlafen und eine grössere Inselbesichtigung machen. Um zwei soll’s los gehen. So gehen wir auf die riesen “Berge”. Die Aussicht ist grandios und von hier sieht man das ganze Ausmass der Insel Juist. Es ist richtig warm, aber nur im Windschatten.

Und ab geht’s. Jörn steuert uns durch Watt zurück in Richtung Norderney. Da wollen wir uns die Stadt, mit Autos, anschauen. Eine Nachtfahrt nach Helgoland wär auch eine Möglichkeit, aber die Grossstadt passt auch.

“Nur” einen Berg haben wir Heute vor uns. So liegen wir um fünf im grossen Hafen. Ach so, hier sind also all die Boote von der Region. Alles gibt’s hier. Sogar Rennboote.

Schon fast mondän. Hier hat’s alles und man kommt immer rein. Das zeiht die Turis an. Der Strand ist auch ganz anders. Was für ein Unterschied!

Hunger! Genau. Da muss es doch was zu Essen geben. Eine gute halbe Stunde laufen wir zur Stadt oder besser durch die Stadt. Die ist wirklich gross. Der Vercharterer hat uns ja davon gewarnt. “Das ist nicht meine Insel”. Die Muscheln schmecken sensationell. Dazu die Aussicht. Was will man mehr?!

Das Nachtleben muss natürlich auch sein. Aber ich werde regelrecht überfahren. Der Ballerman ist ein “seich” dagegen. Pumpen voll und völlig abgedreht. Aber für einmal macht’s Spass. Heute gönnen wir uns aber ein Taxi. Es ist doch etwas weit für die späte Stunde.

Donnerstag:

Heute wollen wir endlich unsere Wattwanderung machen. Durch’s Gatt raus auf Meer, einen langen Schlag hoch und bei Wangerooge durch die Blaue Balje wieder rein. Da soll’s ein Super Ankerplatz haben. Das ist der Plan. Neun Uhr und ab geht’s. Kaum sind wir durch’s Gatt raus, kommt perfekter Wind und schiebt uns nach Osten. Schau wir das rauscht! Bis zu 6.4 kn haben wir auf dem Log stehen.

Schade, es ist schon vorbei. Kurz nach vier Uhr biegen wir in die Blaue Balje ein. Vor uns kommen schon die ersten Ankerlieger in Sicht. Aber wo ist den der beste Platz? Wie weit müssen wir rein? Und wann wollten wir wieder weg? Das grosse Rechnen beginnt. ….. Wir gehen noch was vor, ist das Schlussergebnis vom Skip und Vice. Okay, noch etwas vor. Wir hatten den Anker kurz geschmissen. So da liegen wir nun. Ob das eine gute Wahl ist wird sich zeigen. Auf jeden Fall sind wir die letzten die trockenfallen und somit auch die ersten die weg können. Das Hochwasser ist um sechs Uhr. Sollte also passen. Wir bereiten uns auf die “Wanderung” vor. Hält dieser Sumpf? Barfuss ist das Motto. Aber nicht für mich. Mit Stiefeln ausgerüstet mach ich die ersten Versuche. Das ist aber noch sehr tief! Geht das noch runter oder wird’s noch fester?

Jetzt passt’s und wir wandern oder besser stapfen durch die Gegend. Faszinierend! Es hat tausende von Kraben, Muschen und sonstigem Gefiecher.

Auch unsere Nachbarn sind schon länger Unterwegs und sind schon wieder auf dem Boot. (Hängematte) Das ist sicher ein besserer Platz. Aber die müssen sehr lange auf den “Abgang” warten.

Wie Kinder die das erste mal das Meer oder Schnee sehen komme ich mir vor und denke an meine beiden. Man! Was für eine Freude die hätten. Kurz vor Sonnenuntergang erreichen wir endlich den Strand und geniessen in vollen Zügen die Stimmung. Noch einen kurzen Abstecher auf die andere Seite und dann geht’s zurück zum Schiff.

Mit einer Super Rösti schauen wir dem letzten Licht entgegen. Kann man das in Worte fassen?

Freitag:

Ab nach Hause. Fast! Ein weiterer Höhepunkt gibt’s Heute noch. Wir schauen uns einen sehr bekannter Turm von der nähe an. Zu Hause stehen ein paar Exemplare und auch im B-Schein ist er allgegenwärtig. Gib’s den wirklich? Segeln was das Zeugs hält, ist das Motto. Aber zuerst müssen wir noch durch’s Gatt und das ist immer etwas ruppig.

Wir müssen noch ein Verkehrstrennungsgebiet durchqueren und da ist er. Schon von weiten erkennt man seine Form. Die Fotografen sind auf jeden Fall schon mal in Stellung. 😉

Da, da ist er ….

… schon sind wir rum. Diese Familie macht auf dem Roten Sand wirklich Ferien!

So jetzt müssen wir wieder etwas mehr auf die Segel schauen. Ja genau und steuern sollten wir auch wieder. Das war toll!

Mit einem tollen Schlag, bei dem der wind immer mehr nachlässt, erreichen wir die drei Uhr Schleuse. Wir haben noch etwa Zeit und somit wird noch das Eindampfen praktiziert. Jeder will mal ran. Ist doch ganz einfach!? Wenn man’s kann …

In der Schleuse haben wir die Fender wieder einmal zu hoch aufgehängt und müssen wieder korrigieren. Hatten wir das nicht schon einmal? Was soll’s. Es ist nix gebrochen.

Zurück an unserem Steg räumen wir noch kurz auf und gehen Duschen. Bereit für den Ausgang, schlendern wir ins Dorf. Entlang des Hooksiel führt ein schöner Weg direkt ins Dorf.

Zum Schwarzen Bären heisst unsere Beiz zum zweiten Mal und wir werden nicht enttäuscht. Geniales Essen! Da sollte man wieder hin. Ist es im Sommer auch so Ruhig? Kann schon sein, dass sich nur die “Profis” hierhin verirren. Uns hat’s allen grossen Spass gemacht. Es ist gar nicht sooooo schlimm. Natürlich hatten wir perfektes Wetter mit normalem Wind. Wenn hier die Post abgeht oder auch noch Nebel dazukommt, sieht es ganz, ganz anders aus.

Samstag:

Kurzes Zmorge, oder doch nicht? Es hat ja noch Eier und die dürfen auch Heute nicht fehlen. So sind wir doch etwas zu spät für die Übergabe. Ich bin immer noch am abwaschen, als der Vercharterer schon ungeduldig vor dem Boot wartet. Alles aufgeräumt, geputzt und das Gepäck ins Auto verstaut, machen wir noch einen kurzen Abstecher an einer Tankstelle. Kaffee ist angesagt. Die drei haben sicher wieder ellenlang. Aber nix da. Den Kaffee müssen wir fast runterwürgen, denn die sind schon fertig. Tschüss “Morgana”. Danke für die wunderschöne Reise. Ab geht’s in Richtung Hamburger Flughafen.

Zwei Stunden später sind wir schon im Flughafen und machen den Check-In. Noch kurz ein Zugs-Abo lösen und ab in die Stadt. Jörn und Hymo schwärmen in den höchsten Tönen vom Hafen. Endlich sind wir da. Was für ein Rummel! Mir hat es etwas zu viele Leute, aber es ist einfach genial. Lässige Beizen, Super Hafenrundfahrt und den uralten Lift sind nur einige Sachen die wir anschauen. Das ist wirklich mal ‘ne Reise wert!

Jörn, besten Dank für die eins A Organisation. Meine Erwartungen wurden mehr als erfüllt und habe wieder viel, viel dazugelernt.

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