Hmm, dieser blöde Wecker! 6:02h ist es genau an diesem schönen Samstag Morgen. Der 26. Mai und wir stehen sehr, sehr mühsam auf. Alles ist routine und so sind wir in der Marina Salinas von Torrevieja um halb sieben schon am Funk. Den Marinjero brauchen wir für die Zutrittskarte. Aber niemand meldet sich, blöd. Irgendwann meldet er sich doch noch und sagt was von, sehr schlechtem Empfang. Ich war mit dem Hand-VHF im Boot und so war die Reichweite etwas eingeschränkt. Wir bekommen das Depot und verabschieden uns. Die Sonne, wo ist den die Sonne? Da, da ist sie ja schon. Am Ende der Mole ist sie auch gerade aufgestanden.

Sonnenaufgang bei der Mole von Torrevieja

Der Wind ist genau richtig und stösst uns förmlich nach Süden. Bin aber noch nicht ganz wach und brauche ein paar Minuten, um die Segel zu setzen. Kurs 180°, Autopilot an und Tee auf den Herd. Geht doch 😉 Das grosse Mar Menor sehen wir nur von weitem. Es geht gegen Mittag zu, die Segel ziehen perfekt und das Capo de Palos ist in Sichtweite. Die Untiefen habe ich im griff. Bestens. Da ein Dingi mit drei Leuten. Die winken alle! Nö, soll ich? Sie zeigen auf den Motor. Ich muss. Motor an, Gaby erwacht gerade aus ihrem Mittagsschlaf im Salon und berge die Segel. Halte auf die drei zu und versuche herauszufinden was los ist. Batterie, sie können den Motor nicht starten. Abschleppen? Okay, Schwimmleine raus und an den Haken. Mit dem Händi versuche ich nun am Steuer den nächsten Hafen ausfindig zu machen. Sie wollen aber, das ich auf der Nordseite des Kaps an den Sandstrand fahre. Und was ist mit dem Kiel? Der Puerto de Cabo de Palos kommt genau richtig. Nicht gerade tief ist das Ding, aber für eine “Vorbeifahrt” sollte das reichen. Die Lokale-Polizei ist auch gerade da und fragt nach dem Grund. Okay, weiterschleppen und weg sind sie. Alle Untiefen umrundet und so navigiere ich sehr vorsichtig zur Mole. 6, 5, 2 Meter, uuuu das ist aber nicht viel. Das Ding immer noch im Schlepptau. Bei 1.80 Meter breche ich ab. Die paar Zentimeter brauche ich und ziehe das Dingi ran um es dann an die Mole zu schupsen. Die drei bedanken sich ganz herzlich und ich zirkle wieder aus dem Vorhafen. Dazu kommen noch dauern kleine Boot raus und rein. Passt doch! Endlich, endlich vorbei. Genug Tiefe, durchatmen und Gaby informieren. Dann schnell doch noch ein Foto von unserer erfolgreichen Umrandung des Cabo de Palos.

Cabo de Palos's Leuchtturm

Gutes Gefühl, aber auch irgendwie ausgenützt. Viele, viele andere sind einfach vorbeigesegelt. Die gute Seemanschaft schreibt es aber ganz deutlich vor, Hilfe leisten, wenn du nicht selber in Gefahr bist oder kommst. Also, alles richtig gemacht und das Kap so ganz neben bei umrundet 😉

Der Wind schiebt wie wild, nützt aber alles nichts, gegen den Kleinen ist kein Kraut gewachsen. Sollen wir noch unser grosses, leichtes Para-Ding setzen?

Der Kleine ist schnell

Zehn Meilen sind es schon noch. Keine Lust und so gehts ganz gemütlich mit der Genua dem Hafen von Cartagena entgegen. Noch die letzten paar Meter und da ist die Mole schon.

Aussenmole von Cartagena

Kurz vor Vier sind wir am Steg, unserem Platz und der Motor ist aus. Irgendwie erschöpft, langer Tag und viel Aufregung. Da sind wir, nur kurz was Essen und schon stehen wir auf dem Steg.

Unser Platz in der YPC Marina von Cartegena

In die Office müssen wir noch und kurz in die Stadt. Wir sind ganz “gwunderig”! Alle Infos haben wir bekommen, eine Karte gibt es nicht, 7/24 macht jemand das grosse Tor auf. Nur läuten und den Namen der Yacht sagen. Cool und weg sind wir. Was ist den das? Ausstellung? Tag der offenen Tür? Die Armee hat auf der grossen Mole eine Ausstellung. Alle Waffengattungen stellen sich vor und die Navy mit einem Schiff darf natürlich nicht fehlen.

Tag der offen Tür der spanischen Armee

Wirklich gut gemacht und in der Mitte noch ein Platz abgesperrt für die Hundestaffel. Das müssen wir uns ansehen. Suchen und erschnüffeln, dazu einen Parcours für die Hunde. Die Hund gehorchen extrem gut, aber der Weg finden sie irgendwie nicht. Die Zuschauer sind begeistert.

Hundestaffel der spanischen Armee

Viel wird gesprochen und erklärt, leider nur in spanisch. Noch eine kleine Runde und dann sind wir wieder an der Glocke. Hola, Ulalena und das Tor geht auf. Danke! Ein paar Nudeln mit Zwiebeln und dazu ein Apfelmuss muss reichen. Gaby hat extremen Appetit. Gut, gut nur rein damit.

Kein Wind, aber trotzdem Wind. Was ist da denn los? Ein grosser hat am nächsten Morgen neben uns angelegt und macht uns Windschatten. Massage, Physio und ein dickes Zmorge gibt es trotzdem. Dann raus und den Kolos etwas genauer anschauen. TUI!

TUI ist an unserem Steg

Duschen ist angesagt, dazu eine Rasur und dann ist das Wetter dran. What next? Bis Garrucha und dann? Eine Woche warten? Bis Almeria oder Almerimar? Adra, Motrill oder direkt in die schöne Marina von Almunecar? Fakt, wenn wir gestern weiter währen, hätte der Wind noch gepasst und uns ums letzte Kap, das Capo de Gata, vor Gibraltar geschoben, aber jetzt. Westwind pur und das für die nächsten fünf Tage sicher. Keine Ahnung, ausser warten, ist angesagt. Wie der Föhn bläst es mit über 40 Knoten durch die Strasse von Gibraltar. Irgendwie frustrierend, seit wir dieses Jahr unterwegs sind, müssen wir jedes, aber auch fast jedes Wetterfenster nutzen um voranzukommen. Kann mans ändern? Neiiiiin! Ab in die Stadt und dieses wunderbare Flair aufsaugen. Diese Stadt hat uns definitiv gepackt.

Das Stadthaus von Cartagena

Einen Super Beck haben wir auch noch gefunden, Sonntag, was der hat sogar offen und decken uns mit feinen, unbekannten Sachen ein. Englisch? Fehlanzeige! Probieren, einfach mal probieren. Auf dem grossen Platz von San Francisco setzen wir uns unter einen der riesen grossen Bäume und trinken Kaffee. Kalten Kaffee diesmal. Siesta auf der Ulalena um am Abend doch nochmals raus und im ältesten Resti der Stadt einen feinen, etwas gar durchgebratenen Fisch essen. Schade für das arme Tier.

Heute Montag ist Waschtag, bloggen und Büro. Wir bleiben drin, doch kurz raus müssen wir trotzdem. Ein Kaffee unter den Bäumen. Dazu die Neuigkeit von der Wetterfront, am Freitag sieht es gar nicht so schlecht für eine kurze Pause von Westen aus. Wir verlängern in der YPC Marina.

Fertig arbeiten. Nochmal kurz die Wäsche aufhängen und ab in seines der X Museen den Stadt. Deren 12 hat es nur schon in der Altstadt. Wow! Vor der Nase ist gerade das Archäologische-Unterwassermuseum. Ein gewaltiger Bau mit genialem Inhalt. Geborgene Schiffe aus alter und uralter Zeit haben sie gefunden, restauriert und ausgestellt. Was zum stauenen …

Das Archäologische-Unterwassermuseum von Cartagena

Daneben noch das Navy-Museum mit dem Höhepunkt des ersten Elektro-Ubootes mit einer Vorrichtung um Torpedos abzuschiessen. Das hat aber gerade Siesta für eine Stunde. Raus aus dem Museum und im nahen Park einen Apfel halbieren. Weiter gehts. Die Leute am Schalter staunen nur, waren die nicht schon mal hier? Ja hier, hier waren wir schon und da geht’s weiter. Diese Stadt ist strategisch überaus wichtig und das hat auch die spanische Navy erkannt und einen zentralen Hafen gebaut. Sogar der Hauptstützpunkt für U-boote ist hier. Dann im nächsten Gebäude das grosse, graue Ding.

Das Isaac Peral Uboot von 1884

Der Isaac Peral hat es tatsächlich hier gebaut und es funktionierte auch. Leider wurde es nach dem letzten erfolgreichen Test von der Liste gestrichen. Viel zu teuer. Pause. Was pause? Die Wäscheleine ist im Wasser. Zum Glück hat ein Nachbar sie gerettet, sodass nichts im Wasser “ertrunken” ist. Danke, danke lieber Aufpasser. Am Abend wollen wir “dick” in den Ausgang. Im La Catedral, gerade neben dem Römer-Theater ist dieser Temple. Super coole Ausstattung und feines Essen. Es schmeck ausgezeichnet, ist aber rappel voll.

Morgen müssen wir noch ein paar Musen machen, sonst reicht es nicht für alle. Beim Bürgerkriegs-Museum starten wir Heute. Ja, dieser strategische Hafen hatte aber auch einen grossen Nachteil, er wurde im spanischen Bürgerkrieg von allen Seiten beschossen. Dabei musste natürlich die Bevölkerung am meisten leiden. In diesem grossen Felsen mitten in der Stadt, wurden viele, viele hundert Meter Tunnels gehauen um bei einem Luftangriff die Leute zu schützen. Diese wollten wir uns ansehen. Tragische Sache. Dann mit dem Lift, er lief sogar, auf den Fels mit der Burg Castillo de la Conceptcion.

Der Lift auf die Burg Castillo de la Conceptcion

Die Aussicht über die Stadt. Gewaltig.

Aussicht über Cartagena, Navy Base

Und gerade fährt wieder eines dieser kleinen Böötchen in den Hafen. Wieviele Gäste sind es diesmal?

Ein Grosser kommt rein

Gute Ausstellung umgeben von einem wirklich schönen Garten. Leider ist nicht alles rollstuhlgängig. Das meiste kann auch Gaby sich anschauen. Dann sehen wir endlich den Grund, für die häufigen Schreie im Hafen. Es ist diesen schönen Vögel zu verdanken.

Einer der Pfauen

Beim Abstieg in die Stadt sehen wir noch von oben das römische Theater. Mitten in der Stadt haben sie es gefunden und dann Stück für Stück restauriert. Dabei die ehemaligen Häuser darüber abgebrochen.

Das römische Theater mitten in der Stadt

Das Museum dazu sehen wir uns dann Morgen als Höhepunkt an. Jetzt geht’s nach einer Kaffee-Pause weiter zum Roman Forum District. Auch hier wurde per Zufall bei einem Aus, Umbau eine ganze Strasse der Römer gefunden. Wir können nur wieder staunen. Die ganze Altstadt scheint ein einziges Museum zu sein. Grosses Kino, ganz grosses Kino.

Das Roman Forum District

Bis jetzt wurden ein ganzes Bad, ein Atrium Gebäude für Rituale und ein Tempel von Isis und Serapis ausgegraben. Und es kommt noch viel, viel mehr. Die Leute mit den feinen Pinseln warten nur noch auf etwas Geld vom Staat um weiter zu machen. Nach einem kurzen Nickerchen machen wir uns wieder auf den Weg fürs Essen. Und die sind schon wieder am trainieren. Im Hafen hetzen jeden Tag diese Indianer herum und rudern wie die Blöden um die Wette. Wir sind begeistert. Jung und alt ist dabei.

Indianer beim Training

Der Steuermann oder Frau feuert die Mannschaft wie ein Jecker an.

Steuermann der Indianer

Hungrig, wirklich hungrig sind wir nach der vielen Kultur. Vorbei am Wal zeiht es uns wieder einmal zum Italiener. Beim Essen sind wir irgendwie letztes Jahr hängengeblieben 😉

Die Walfluke im Hafen

Schon der letzte Tag. Das Wetter öffnet sich genau für 44 Stunden. Wir entschliessen uns zu einer Nachtfahrt und zwar soweit, wie es der Wind zulässt. Das hatten wir ja noch nie! Ideal währe die Marina del Este bei Almunecar. Sieht gut aus. So bauen wir die Ulalena wieder zu einem Nachtschiff um. Salon als Bett, alles Seesicher verstauen. Motor, Wasser und Luken genau checken. Alles bereit. Etwas Futter brauchen wir noch. Im nahen Mercadona decken wir uns noch mit den restlichen Lebensmittel ein. Dabei entdecken wir einen genialen Veloweg rund um die Stadtmauser.

Veloweg um die Stadtmauer

Alles im Kühlschrank verstaut. Bereit für den Höhepunkt. Das Museo Teatro Romano de Cartagena warten auf uns. Gegenüber vom Rathaus ist das schöne Gebäude mit dem Eingang. Viel Informatives und vor allem, wie die Ausgrabungen gemacht und wie es ursprünglich ausgesehen hat, fasziniert uns am meisten. Zufall oder nicht, es steht mitten in der Stadt. Eigentlich logisch. Die Nachfolger der Römer haben sich einfach den Steinen bedient und ihre Häuser damit aufgebaut. Schön, dass sie noch was übergelassen haben 😉 Wir sind kulturell platt. Machen noch kurz Pause auf dem Boot, bis wir am Abend ans Telefon dürfen. Beim eMail checken, kommt so eine merkwürdige Meldung von Vodafone, sie haben bereits 90% ihres Guthabens verbraucht. Sch….. Hat es da nicht noch einen Shop in der Stadt? Alles wieder anschnallen und kreuz und quer durch die Stadt rennen. Rein in den Shop und neues Guthaben kaufen. Beim letzten mal hat die liebe, liebe Angestellte, wir haben ja dort lange, sehr lange warten müssen, die Freischaltung nicht gemacht. Jetzt sind wir wieder online. Nicht ganz. Noch nicht ganz Aktiv. Also in den erst besten Laden mit Wifi. Burgerdings hat immer ein Netz. Zwei kleine Glace bestellen mit Wifi Code. Es werden riesen Glace, Gaby, ich will doch gar keins und rein ins Netz. Ihre SIM-Karte ist nicht aktiv! Genau, es ist ja auch ein Laptop! Wir geben es auf und verschieben das Telefon. Noch etwas kleines zum Znacht und bereit für die Nachfahrt. Danke liebe Stadt. Die (Warte) Zeit ist wie im Fluge vergangen und eigentlich hätten wir hier noch ewig bleiben wollen. Wecker auf sechs und gute Nacht Cartagena.

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